07.01.2020 |
von Dr. Marco Horn, BEd
Arbeitskreis Milchproduktion: Fahrplan für 100.000 kg-Kühe
Er managt die lebensleistungsstärkste Milchviehherde Europas und die Kennzahlen seiner 420 köpfigen Milchviehherde sprechen für sich (siehe Tabelle). Der Arbeitskreis Milchproduktion lud Hilmar Zarwel zu Arbeitskreistreffen nach Niederösterreich ein, bei denen intensiv über den Fahrplan für 100.000 kg-Kühe diskutiert wurde.
Leistungsdaten der Milchviehherde ZTT Iden (Harwel 2019)
Kennzahl | Jahresabschluss Milchleistungsprüfung, Jahr | ||||||
2011/12 | 013/14 | 2014/15 | 2015/16 | 2016/17 | 2017/18 | 2018/19 | |
Kühe | 409 | 425 | 419 | 420 | 414 | 414 | 404 |
Milchleistung, kg (MLP, 3x melken) | 11.959 | 12.058 | 12.009 | 12.119 | 12.104 | 12.120 | 12.295 |
Milchfettgehalt, % | 3,73 | 3,79 | 3,71 | 3,74 | 3,68 | 3,60 | 3,68 |
Milcheiweißgehalt, % | 3,38 | 3,38 | 3,44 | 3,46 | 3,51 | 3,51 | 3,51 |
Lebensleistung, lebende Kühe, kg | 36.279 | 39.585 | 39.327 | 38.124 | 41.021 | 41.765 | 42.536 |
Merzungsrate, % | 20,3 | 19,2 | 19,1 | 20,7 | 20,5 | 20,5 | 20,9 |
Nutzungsdauer, Monate | 49 | 49 | 59 | 62 | 55 | 54 | 57 |
Lebensleistung, gemerzte Kühe, kg | 48.046 | 46.810 | 57.047 | 62.148 | 54.766 | 53.110 | 55.948 |
Kälberaufzucht legt den Grundstein
Für Zarwel beginnt der Erfolg bereits mit der Geburt des Kalbes. In Iden wird höchstes Augenmerk auf die rasche und hygienische Versorgung der Kälber mit ausreichend viel Biestmilch gelegt. Die ersten zwei Wochen verbringen die Kälber in überdachten Einzeliglus. Danach übersiedeln sie in Gruppenbuchten mit Tränkeautomat in einem Offenfrontstall. Hilmar Zarwel betonte wie wichtig ihm hier die Hygiene, das regelmäßige Ausmisten (alle 10 Tage), zur Vorbeuge von Atemwegserkrankungen ist. In Iden wird ein Erstkalbealter von 24-26 Monaten angestrebt.
Abgangsursachen auswerten und Schwachstellen eliminieren
"Es ist ganz einfach“, sagte Hilmar Zarwel, "wenn ihr alte Kühe wollt, dann dürft ihr nicht so viele Kühe schlachten!“ Im Jahr 2002 betrug die Merzungsrate in Iden noch 38,6%. Seit dem wurden die einzelnen Abgangsursachen systematisch aufgearbeitet, Schwachstellen gesucht, gefunden und beseitigt. Die Abgänge aufgrund von Unfruchtbarkeit, Eutergesundheit und Stoffwechsel konnten dadurch deutlich gesenkt werden und die Merzungsrate lag 2019 bei nur noch 20,9%. Hilmar Zarwel betonte die Bedeutung externer, unabhängiger Beratung, die in Iden zum Beispiel hinsichtlich Melkroutine und Eutergesundheit, aber auch Fruchtbarkeitsmanagement sehr viel gebracht hat.
Hohe Futteraufnahme sicherstellen
Besonders intensiv betreut Hilmar Zarwel seine Milchkühe zwischen Trockenstellen und Hochlaktation. Für ihn sind dies die wichtigsten Kühe im Stall. Fehler die in dieser sensiblen Phase passieren, führen zu reduzierter Futteraufnahme und damit zu vermehrten Problemen mit Milchfieber, Gebärmutterentzündungen, Ketose etc. Die Futteraufnahme wird über vorgelegte Futtermenge und Futterrest täglich erhoben und aufgezeichnet. Rund um die Kalbung werden wöchentlich Pansenfüllung und Pansenmotorik beurteilt sowie Ketonkörper im Blut und Körpertemperatur gemessen. Die Körperkondition wird monatlich erfasst. Hilmar Zarwel ist überzeugt, dass er durch diese engmaschige Kontrolle Problemtiere früher erkennt und rechtzeitig bzw. vorbeugend Maßnahmen zur Gesunderhaltung einleiten kann.
Kuhkomfort im Auge behalten
Die Arbeitskreistreffen wurden durch einen Betriebsbesuch am Nachmittag abgerundet. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf den Kuhkomfort gelegt. Gibt es blanke Stellen an der Aufstallung, die auf unzureichende Boxenmaße hindeuten? Sind genug Tränken mit ausreichendem Nachlauf, für alle Kühe im Stall, auch die trockenstehenden, vorhanden? Können die Kühe bequem fressen und passen Mischgenauigkeit und Trockenmassegehalt der Ration? Mit geschultem Auge wurden alle wesentlichen Bereiche der Ställe besprochen.
Steigen Sie ein!
Wollen Sie auch vom maßgeschneiderten Weiterbildungsangebot und vom offenen Erfahrungsaustausch im Arbeitskreis Milchproduktion profitieren? Dann informieren Sie sich unter Arbeitskreis Milchproduktion oder direkt bei Projektleiter Marco Horn unter der Tel.-Nr.: 05 0259 23304.