05.08.2019 |
von Martin Klug
Baumwanzen – ungeliebte Schädlinge auf dem Vormarsch
Schon seit einigen Jahren herrscht im Obstbau rege Diskussion um die 6-beinigen Insekten. Die Mundgliedmaßen der Wanzen sind stechend-saugenden. Durch Saugtätigkeit an den jungen Früchten in der Nachblüte entstehen Dellen im Fruchtfleisch. Befallene Früchte weisen sichtbare Stichkanäle und bräunliche Verfärbungen um diese auf. Die Verfärbungen entstehen durch die Absonderung des Speichels, welcher die Zellen auflösen soll und so die Nährstoffe für die Wanze verfügbar macht. Frühe Einstiche (Blüte bis Fruchtfall) haben eine deformierende Wirkung auf die Früchte. Ein Befall nach dem Fruchtfall kann zu Dellen mit darunterliegenden Verbräunungen führen. Alle Entwicklungsstadien von Wanzen können Schäden durch die Saugtätigkeit hervorrufen.
Ein Befall wird durch eventuell angrenzende Waldflächen begünstigt. Dort können die Wanzen sich auf Zwischenwirten gut vermehren und dann in den Obstgarten wandern. Auch höhere Temperaturen und ein Austrocknen des Bewuchses können Einstiche fördern. Die Wanzen wandern dann vom Unterwuchs auf die Obstbäume auf. Das Vorhandensein von Ampfer- und Knöterichgewächsen begünstigt die Verehrung mancher Arten.
2019 wurden europaweit Dellen und Einsenkungen gefunden, die auf Wanzen schließen lassen. Die genaue Ursache der flächendeckenden Dellen ist jedoch noch nicht gänzlich geklärt. Welche Wanzenart genau welchen Schaden verursacht ist ebenfalls noch unklar.
Folgende Wanzenarten können Schäden im Obstbau verursachen:
- Grüne Stinkwanze (Palomena prasina)
- Saum- oder Lederwanze (Coreus marginatus)
- Braune Randwanze (Gonocerus acuteangulatus)
- Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha Halys)
- Rotbeinige Baumwanze (Pentatoma rufipes)
- …auch noch weitere Arten die aufgrund der Häufigkeit nicht explizit erwähnt werden
Die Überwinterung ist beim Großteil der Baumwanzen ähnlich. Die Grüne Stinkwanze, die Saumwanze, die Braune Lederwanze und die Marmorierte Baumwanze überwintern als adultes Tier. Nur die Rotbeinige Baumwanze überwintert im flugunfähigen Nymphenstadium. Die Präferenzen für den Ort der Überwinterung sind je nach Art unterschiedlich. Die Grüne Stinkwanze überwintert an trockenen geschützten Stellen unter Gehölzen, die Saumwanze und die Braune Randwanze im Bodenstreu, die Marmorierte Baumwanze nicht am Baum sondern an warmen Überwinterungsquartieren und die Rotbeinige Baumwanze am Baum, unter der Rinde und in Borkenspalten. Auch die Lebensweise und Entwicklung der Wanzen ist ähnlich. Die Wanzen durchlaufen 5 flugunfähige Nymphenstadien, bevor sie zu adulten, geschlechtsreifen Tieren werden.
Eine geeignete und schnelle Abwehrmaßnahme gegen diese Schädlinge gibt es nicht. Kein zugelassenes Insektizid hat eine dementsprechende Wirkung. Verschiedenen Wirkstoffen, die bereits jetzt in Insektiziden zugelassen sind, wird eine Wirkung gegen die Nymphen nachgesagt. Gegen ausgewachsene Tiere gibt es zurzeit keine Möglichkeit der direkten Bekämpfung.
Eine Empfehlung zur Verminderung von Wanzenschäden kann derzeit nicht 100%ig zufriedenstellend gegeben werden. Sicher ist, dass nur eine Bündelung verschiedener Maßnahmen erfolgreich sein kann. Diese ist zum Beispiel die Entfernung von potentiellen Wirtspflanzen aus der Anlage und der Umgebung sowie den Wanzen wenige Möglichkeiten zur Überwinterung zu bieten. Eine Volleinnetzung des Bestandes wäre eine Möglichkeit, die Wanzen auszusperren. Anlagen in Waldnähe bedürfen besonderer Beobachtung.
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