22.02.2021 |
von DI Thomas Wallner
Bodenverbrauch in Österreich - eine "Dauerbaustelle“
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Ohne Böden kein Leben
Wenn unsere Böden verschwinden, gehen alle überlebenswichtigen Bodenfunktionen verloren. Unsere Ernährung hängt genauso von ökologisch intakten Böden ab wie unser Zugang zu Trinkwasser, zu sauberer Luft, zur Abkühlung im Sommer sowie dem Schutz vor Hochwasser und anderen Naturkatastrophen. Nicht zuletzt ist eine intakte Natur auch Erholungsraum und ein zentraler Faktor für die seelische Gesundheit sowie ein Teil der kulturellen Identität. Gerade in Krisenzeiten sind intakte Ökosysteme und ihre Leistungen von entscheidender Bedeutung, um die Resilienz Österreichs zu stärken. Werden Böden hingegen versiegelt, gehen alle biologischen Funktionen für immer verloren.
Bodenverbrauch ist viel zu hoch
Die Verbauung Österreichs geht weiterhin viel zu rasant vor sich. Mit einem Bodenverbrauch von 13 Hektar pro Tag (2019) wird alle zehn Jahre die Fläche von Wien neu verbaut. Mit diesem Wert liegt Österreich um das Fünffache über dem in der Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes bereits 2002 festgesetzten Zielwert von maximal 2,5 ha pro Tag bis 2010.
Fast ein Fünftel der bewohnbaren oder landwirtschaftlich geeigneten Fläche Österreichs ist bereits verbaut - insgesamt 572.900 ha, was mehr als der doppelten Fläche Vorarlbergs entspricht. Allein im Jahr 2019 wurden insgesamt rund 4.800 ha verbraucht . also im Schnitt rund 13 ha pro Tag oder fast 100 Quadratmeter pro Minute.
Flächenfraß oder Bevölkerung - was steigt schneller?
Der Flächenverbrauch steigt mehr als doppelt so schnell wie die Bevölkerung. In den vergangenen 19 Jahren hat sich der Bodenverbrauch um 27% erhöht, die Bevölkerunszahl aber nur um 10,4%. Im Jahr 1950 standen in Österreich noch 2.400 Quadratmeter Ackerfläche pro Kopf zur Verfügung - heute sind es nur noch 1.600 Quadratmeter.
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Mit rund 1,6 m2 Einkaufsfläche pro Kopf liegt Österreich im europäischen Spitzenfeld. Zahlreiche Fachmärkte und Einkaufszentren machen unsere Heimat zum Land der Einkaufstempel. Laut einer Untersuchung des Handelsverbands hat sich die Anzahl dieser Gewerbeparks oder sogenannter "Fachmarkt-Agglomerationen“ seit dem Jahr 2000 von 113 auf 264 im Jahr 2019 mehr als verdoppelt. Diese zusammengewürfelten Verbünde aus Baumärkten, Bekleidungsdiskontern, Sportfachgeschäften, Drogeriemärkten, Gartencentern, Lebensmittelhändlern und Gastronomiebetrieben gruppieren sich in der Regel rund um großflächige, ebenerdige Parkplätze, die dem Prinzip "ein Betrieb, ein Parkplatz“ folgen.
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Fazit
Fakt ist, es wird zu viel verbaut und zu wenig Leerstand genutzt. Österreich verliert jährlich 0,5% seiner Agrarfläche. Obwohl Österreich über mindestens 40.000 ha an Leerstand und Industriebrache verfügt, werden täglich 13 ha Grünland neu verbaut. In 200 Jahren gäbe es bei Fortschreiten dieser Entwicklung so gut wie keine Agrarflächen mehr in Österreich.
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Das muss sich ändern - frei nach dem Zitat von Charles Darwin:
"Alles was gegen die Natur ist, hat auf die Dauer keinen Bestand.“
Quelle: WWF-Bodenreport 2021: Die Verbauung Österreichs, Umweltbundesamt, Hagelversicherung