Das Miteinander gut gestalten: Vertrau mir – ich vertraue dir
Was ist eigentlich Vertrauen? Wie entsteht es? Ist Kontrolle besser? Was tun, wenn das Vertrauen verloren geht?
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Vertrauenssache Hofübergabe
Bei der Hofübergabe tauchen großen Vertrauensfragen auf. Die Übergeber fragen sich zum Bespiel oft: "Kann ich darauf vertrauen, dass mein Lebenswerk gut weitergeführt wird? Traue ich den Jungen die Betriebsführung zu? Vertraue ich genug in die Beziehung der Jungen, um die Schwiegertochter oder den Schwiegersohn mit anschreiben zu lassen?" Das fehlende Vertrauen dazu ist häufig der Grund für sehr späte oder keine Übergaben.
Auch für die Übernehmer stellen sich Fragen: "Traue ich mir mit meiner Ausbildung und meinen Fähigkeiten schon zu, diesen Betrieb zu führen? Vertraue ich darauf, dass ich und meine junge Familie gut mit den (Schwieger-)Eltern zusammenleben und -arbeiten können?" Lassen sich diese Fragen gut mit "ja" beantworten, wird die gelungene Hofübergabe/-nahme zum sichtbaren Vertrauensbeweis.
Trotzdem gilt es, im Übergabsvertrag rechtliche Sicherheit zu schaffen. Es ist wichtig, dabei Vieles möglichst klar zu regeln. Das kann dann aber wiederum auch als Zeichen für fehlendes Vertrauen empfunden werden. Ganz wichtig dabei sind Zeit und Raum für gute Gespräche mit allen Betroffenen – so auch mit den weichenden Erben.
Ganz anders als noch vor wenigen Jahren stellt sich heute zum Beispiel die Frage des "Mitanschreibens" von Schwiegerkindern. War das früher selbstverständlich, fehlt heute oft das Vertrauen in die Stabilität von Beziehungen und Ehen. In einem konkreten Mediationsfall wurde aber genau dieses alleinige Übergeben an die Tochter vom Schwiegersohn und Ehemann als Misstrauen gesehen und hat dann mit zur Scheidung geführt. Diese Frage ist daher in jeder Familie gut zu klären – besonders dann, wenn Schwiegerkinder viel oder ganz in die Bewirtschaftung beziehungsweise Betriebsführung mit eingebunden werden sollen. Mit Scheidungsklauseln sind auch gemeinsame Übernahmen rechtlich gut absicherbar. Zu fundamentalen Vertrauensfragen und Vertrauenskrisen führen oft auch die Diskussionen um Belastungs- und Veräußerungsverbote.
Auch für die Übernehmer stellen sich Fragen: "Traue ich mir mit meiner Ausbildung und meinen Fähigkeiten schon zu, diesen Betrieb zu führen? Vertraue ich darauf, dass ich und meine junge Familie gut mit den (Schwieger-)Eltern zusammenleben und -arbeiten können?" Lassen sich diese Fragen gut mit "ja" beantworten, wird die gelungene Hofübergabe/-nahme zum sichtbaren Vertrauensbeweis.
Trotzdem gilt es, im Übergabsvertrag rechtliche Sicherheit zu schaffen. Es ist wichtig, dabei Vieles möglichst klar zu regeln. Das kann dann aber wiederum auch als Zeichen für fehlendes Vertrauen empfunden werden. Ganz wichtig dabei sind Zeit und Raum für gute Gespräche mit allen Betroffenen – so auch mit den weichenden Erben.
Ganz anders als noch vor wenigen Jahren stellt sich heute zum Beispiel die Frage des "Mitanschreibens" von Schwiegerkindern. War das früher selbstverständlich, fehlt heute oft das Vertrauen in die Stabilität von Beziehungen und Ehen. In einem konkreten Mediationsfall wurde aber genau dieses alleinige Übergeben an die Tochter vom Schwiegersohn und Ehemann als Misstrauen gesehen und hat dann mit zur Scheidung geführt. Diese Frage ist daher in jeder Familie gut zu klären – besonders dann, wenn Schwiegerkinder viel oder ganz in die Bewirtschaftung beziehungsweise Betriebsführung mit eingebunden werden sollen. Mit Scheidungsklauseln sind auch gemeinsame Übernahmen rechtlich gut absicherbar. Zu fundamentalen Vertrauensfragen und Vertrauenskrisen führen oft auch die Diskussionen um Belastungs- und Veräußerungsverbote.
Vertrauen als Basis für ein gelungenes Miteinander
Während sich materielle Angelegenheiten vertraglich gut regeln lassen, werden beim guten zwischenmenschlichen Umgang miteinander die Grenzen von Verträgen deutlich. Da bleibt dann wieder nur das Vertrauen darauf, dass es gut gehen wird. Und es gilt nach wie vor: Der beste Übergabsvertrag ist derjenige, den man dann nie mehr zur Hand nehmen muss.
Doch nicht nur rund um die Übergabe stehen Vertrauensfragen im Mittelpunkt. Vertrauen ist auch im familiären und betrieblichen Alltag die Voraussetzung für´s gute Funktionieren. Wo Menschen einander misstrauen, verbrauchen sie mehr Energie, Zeit, Nerven und Aufmerksamkeit für den Anderen – und es bleibt weniger Zeit für Arbeit und Aufgaben.
Doch nicht nur rund um die Übergabe stehen Vertrauensfragen im Mittelpunkt. Vertrauen ist auch im familiären und betrieblichen Alltag die Voraussetzung für´s gute Funktionieren. Wo Menschen einander misstrauen, verbrauchen sie mehr Energie, Zeit, Nerven und Aufmerksamkeit für den Anderen – und es bleibt weniger Zeit für Arbeit und Aufgaben.
Was ist Vertrauen und wie entsteht es?
Nach dem Soziologen N. Luhmann ist Vertrauen eine Grundfähigkeit des Menschen, ohne die wir nicht überleben könnten. Ohne Vertrauen in uns, in andere, in die Welt könnten wir am Morgen keinen Fuß aus dem Bett setzen. Vertrauen heißt, wir nehmen an, dass unsere Erwartungen berechtigt sind. Vertrauen macht uns erst zu in Gemeinschaft lebensfähigen Menschen.
Als Säugling lernen wir das Urvertrauen darauf, dass unsere wichtigsten Bedürfnisse gestillt werden. Beim Heranwachsen lernen wir Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten wie Reden, Gehen, Begreifen oder Probleme zu lösen. Kinder müssen daher eigene Erfahrungen machen können und erleben dadurch, dass ihnen jemand etwas zutraut. Mit den Kindern sind auch die Eltern gefordert. Das vertrauende Loslassen beginnt meist mit der ersten Fahrt in den Kindergarten und verändert sich nur mehr in den Themen und in der Größe und Tragweite der Herausforderungen. In Freundschaften und in der Liebe lernen wir hoffentlich auch Menschen außerhalb der Familie zu vertrauen.
Als Säugling lernen wir das Urvertrauen darauf, dass unsere wichtigsten Bedürfnisse gestillt werden. Beim Heranwachsen lernen wir Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten wie Reden, Gehen, Begreifen oder Probleme zu lösen. Kinder müssen daher eigene Erfahrungen machen können und erleben dadurch, dass ihnen jemand etwas zutraut. Mit den Kindern sind auch die Eltern gefordert. Das vertrauende Loslassen beginnt meist mit der ersten Fahrt in den Kindergarten und verändert sich nur mehr in den Themen und in der Größe und Tragweite der Herausforderungen. In Freundschaften und in der Liebe lernen wir hoffentlich auch Menschen außerhalb der Familie zu vertrauen.
Freiheit versus Kontrolle
Die Art des entgegengebrachten Vertrauens spiegelt dabei den individuellen Umgang mit dem Spannungsfeld Freiheit versus Kontrollbedürfnis wieder. Wer sagt "Ich vertraue, dass du keine Fehler machen wirst" glaubt, dass er allein weiß was gut und richtig ist. Enttäuschungen sind wahrscheinlich vorprogrammiert. Wer sagen kann "Ich vertraue, dass Du gelernt hast, mit Fehlern fertig zu werden" gesteht dem Anderen eigene Erfahrungen zu, obwohl er konkrete Dinge vielleicht anders machen oder entscheiden würde.
"Du kannst darauf vertrauen, dass du mit allen Schwierigkeiten zu mir kommen kannst" ist die förderlichste Haltung der Eltern gegenüber ihren Kindern. Diese Haltungen bei der Kindererziehung werden auch bei der Hofübergabe deutlich sichtbar.
"Du kannst darauf vertrauen, dass du mit allen Schwierigkeiten zu mir kommen kannst" ist die förderlichste Haltung der Eltern gegenüber ihren Kindern. Diese Haltungen bei der Kindererziehung werden auch bei der Hofübergabe deutlich sichtbar.
Ist Kontrolle wirklich besser?
Die Aussage "Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser" wird Lenin zugeschrieben. Allem zu vertrauen wäre blindes und damit ungesundes Vertrauen. Kontrollen sind manchmal notwendig und oft auch vorgeschrieben. Im HACCP-Konzept sind kritische Punkte in der Lebensmittelproduktion zu kontrollieren. Eine mit Antibiotika behandelte Kuh darf in der Wartezeit auf keinen Fall in die gelieferte Milch gemolken werden. Klare Regeln sind, wenn sie vereinbart wurden, auch auf deren Einhaltung zu kontrollieren. Nur durch Kontrollen können Mängel im Arbeitsablauf rechtzeitig erkannt werden. Kontrolle ist damit eine unverzichtbare Führungsaufgabe.
Am Bauernhof besteht die Gefahr, dass betriebliche Erfordernisse mit familiären Emotionen verbunden werden. Eine Kontrolle des Betriebsführers kann dann beim Sohn etwa als Misstrauen des Vaters empfunden werden. Klärende Kommunikation zu den Rollen ist nötig, um solche emotionale Verstrickungen zu entwirren.
Vertrauen unterliegt auch gesellschaftlichen Entwicklungen. Früher standen Hoftore und Haustüren meist offen – heute kaum mehr. Kinder werden mehr behütet und kommen manchmal schon mit dem Helm auf den Spielplatz. Und auch in der landwirtschaftlichen Produktion, bei Markenprogrammen und Gütesiegeln versucht man, durch mehr Kontrolle die steigenden Sicherheitserwartungen in der Gesellschaft zu erfüllen. Dabei haben diese Maßnahmen nur bedingt etwas mit dem individuellen Sicherheitsgefühl zu tun. Zunehmende Kontrollen werden von Bäuerinnen und Bauern aber oft als sehr belastend erlebt.
Am Bauernhof besteht die Gefahr, dass betriebliche Erfordernisse mit familiären Emotionen verbunden werden. Eine Kontrolle des Betriebsführers kann dann beim Sohn etwa als Misstrauen des Vaters empfunden werden. Klärende Kommunikation zu den Rollen ist nötig, um solche emotionale Verstrickungen zu entwirren.
Vertrauen unterliegt auch gesellschaftlichen Entwicklungen. Früher standen Hoftore und Haustüren meist offen – heute kaum mehr. Kinder werden mehr behütet und kommen manchmal schon mit dem Helm auf den Spielplatz. Und auch in der landwirtschaftlichen Produktion, bei Markenprogrammen und Gütesiegeln versucht man, durch mehr Kontrolle die steigenden Sicherheitserwartungen in der Gesellschaft zu erfüllen. Dabei haben diese Maßnahmen nur bedingt etwas mit dem individuellen Sicherheitsgefühl zu tun. Zunehmende Kontrollen werden von Bäuerinnen und Bauern aber oft als sehr belastend erlebt.
Was tun, wenn Vertrauen verloren geht?
Vertrauen ist zwischen Menschen eigentlich immer da. Es wird erst dann zum Thema, wenn es fehlt. Welche Möglichkeiten gibt es, Vertrauen wieder wachsen zu lassen?
? Damit man anderen vertrauen kann, braucht man zuerst einmal Vertrauen in sich selbst. Am Selbstvertrauen zu arbeiten, ist daher immer auch ein Weg, anderen besser vertrauen zu können.
? Vertrauen kann man nicht einfordern, sondern zuerst einmal schenken. Dieser Vertrauensvorschuss enthält zwar das Risiko einer Enttäuschung, aber wenn ich nicht vertraue, bin ich schon enttäuscht.
Vertrauen ist wie Liebe: es wächst bei Gebrauch und schwindet bei Nichtgebrauch. Und nur das "Ich vertraue Dir" haben wir selbst in der Hand.
? Damit man anderen vertrauen kann, braucht man zuerst einmal Vertrauen in sich selbst. Am Selbstvertrauen zu arbeiten, ist daher immer auch ein Weg, anderen besser vertrauen zu können.
? Vertrauen kann man nicht einfordern, sondern zuerst einmal schenken. Dieser Vertrauensvorschuss enthält zwar das Risiko einer Enttäuschung, aber wenn ich nicht vertraue, bin ich schon enttäuscht.
- Wird mein Vertrauen erkannt, kann es erwidert und wieder gefestigt werden.
- Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit machen Vertrauen leichter.
- Klare, eingehaltene Regeln helfen auch dem Vertrauen, besonders bei heiklen Punkten.
- Besonders wichtig ist das Vertrauen, dass man Schwierigkeiten gut besprechen kann.
- Beratung und Mediation schaffen eine Basis für vertrauensfördernde Gespräche.
- Eine unerschöpfliche Vertrauensquelle ist die gezeigte und ausgedrückte Wertschätzung.
Vertrauen ist wie Liebe: es wächst bei Gebrauch und schwindet bei Nichtgebrauch. Und nur das "Ich vertraue Dir" haben wir selbst in der Hand.