21.07.2020 |
von Dipl.-HLFL-Ing. Josef Galler
Gülle macht den Boden nicht sauer
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Unsere Böden versauern von Natur aus unterschiedlich stark. Das hängt einerseits vom Ausgangsgestein, der Bodenart, der Nutzungsform (Acker oder Grünland) sowie der Höhe der Niederschläge und andererseits vom Entzug der Pflanzen durch die Ernte ab. Auch Düngemittel beeinflussen die Kalkbilanz.
Böden auf saurem Ausgangsgestein wie Gneis, Urgestein, Tonschiefer oder Sand sind stärker gefährdet. Deshalb ist meist alle vier bis fünf Jahre eine Erhaltungskalkung sinnvoll, um diese Kalkverluste wieder auszugleichen. Eine genauere Aussage über den Kalkbedarf liefert die Bodenuntersuchung.
Ursachen der Bodenversauerung sind einmal die Auswaschungsverluste von basisch wirkenden Kationen wie Calcium und Magnesium in Abhängigkeit von den Niederschlägen und der Bodenschwere. Aber auch der Prozess der Bodenatmung durch das Bodenleben sowie der Atmung der Pflanzenwurzeln setzen laufend CO2 und in Verbindung mit Wasser Kohlensäure frei. Ebenso wirkt die Abfuhr basisch wirkender Kationen über das Erntegut versauernd. Auch können einige Mineraldünger zur Bodenversauerung beitragen. Wirtschaftsdünger wie Stallmist, aber auch Gülle oder Gärreste wirken nicht versauernd. Im Boden belastet zwar der Prozess der Humusbildung durch die Bildung von Huminsäuren den Basenhaushalt. Auch wird beim Abbau von stickstoffreichen organischen Wirtschaftsdüngern über den Vorgang der Nitrifikation (Umbau von Ammonium- zu Nitratstickstoff im Boden) vorübergehend der Basenhaushalt belastet. Wirtschaftsdünger enthalten aber gleichzeitig auch basisch wirksame Nährstoffe wie Calcium und Magnesium. Eine Großvieheinheit scheidet z. B. über den Kot jährlich ca. 75 kg CaO (entspricht ca. 150 kg Kohlensaurem Kalk) aus, welches wiederum einer Bodenversauerung entgegenwirkt.
Dies bestätigen auch Düngungsversuche seitens der Thüringer Landesanstalt in Bad Salzungen, wo es bei den Wirtschaftsdüngervarianten zu keinem pH-Abfall im Boden kam. Nur die ausschließliche Düngung mit Kalkammonsalpeter führte zu einem leichten pH-Rückgang von pH 5,6 auf 5,3. Die Variante Rindergülle von zwei GVE/ha zeigte sogar eine leicht steigende Tendenz.
pH-Schwankungen im Boden
Im Boden kann der pH-Wert witterungs- bzw. bewirtschaftungsbedingt vorübergehend schwanken. Reduktionsvorgänge (z. B. Sauerstoffmangel infolge von Staunässe, Bodenverdichtung) können zu einem pH-Anstieg führen. Auch kann es nach Ausbringung von Gülle im Zuge der Ammonifikation (Abbau von organisch gebundenem Stickstoff zu Ammonium) vorübergehend zu einem pH-Anstieg im Boden kommen. Daher sollte eine Bodenuntersuchung immer vor einer organischen Düngung (Probeziehung bevorzugt im Spätherbst bzw. gegen Winterende) erfolgen. Oxidationsvorgänge (z. B. Ackern oder Fräsen) können hingegen infolge von Mineralisationsvorgängen im Boden kurzfristig einen pH-Abfall bis zu einem Punkt bewirken. Auch nach einer ammoniumbetonten (sauren) Düngung kann der pH-Wert direkt an der Wurzel vorübergehend um bis zu einer pH-Einheit niedriger liegen. Dadurch können Ca-Phosphate (z. B. Hyperphosphat) leichter gelöst und in eine pflanzenverfügbare Form übergeführt werden. Auch Mineraldünger beeinflussen die Kalkbilanz (siehe Tabelle). Kalkzehrende Dünger erfordern einen Ausgleich in Form einer Erhaltungskalkung.
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Kalkauswaschung - große Streubreite
Je leichter der Boden, je höher die Niederschläge und je länger der Boden unbepflanzt ist (Schwarzbrache), desto höher sind die jährlichen Auswaschungsverluste an Kalk.
Auf Ackerböden ist in Abhängigkeit von der Bewirtschaftung (Fruchtfolge) und der Bodenschwere mit jährlichen Auswaschungsverlusten von 200 bis 400 kg CaO/ha und darüber zu rechnen. Auf Grünlandböden sind die Auswaschungsverluste geringer, da keine Ackerung (Brachephase) erfolgt und über den Wirtschaftsdüngerkreislauf ein ständiger Rückfluss von ca. 75 kg CaO-Äquivalent je GVE/ha und Jahr erfolgt. Dies entspricht je GVE etwa 150 kg Kohlensaurem Kalk. Schwere Ackerböden (Ton-Lehmboden) sind für rasch wirksame Kalke (Branntkalk, Mischkalk) dankbar. Zur Stabilisierung des pH-Wertes sollten als Erhaltungskalkung am Ackerland ca. 1.000 bis 1.500 kg CaO (Reinkalk) alle drei bis vier Jahre in Abhängigkeit vom pH-Wert bzw. der Kationenaustauschkapazität gegeben werden. Auf magnesiumarmen Standorten (Granit, Gneis sowie sandigen Böden) sind magnesiumhaltige Kalke zu bevorzugen.
Kalkungen sollten am Acker bevorzugt zu kalkliebenden Feldfrüchten (z. B. Mais, Klee, Raps, Gerste, Weizen) gegeben werden. Besonders kalkbedürftig sind Leguminosen.
Im Maisbau sollte speziell auf schweren, kalten und zur Verdichtung neigenden Böden vor der Saat Brannt- oder Mischkalk gedüngt werden, da der Mais hohe Anforderungen an die Keimtemperatur (mind. 8 bis 10 °C) stellt. Diese Kalke bewirken eine gröbere Porenbildung in der Ackerkrume und fördern somit die Luftführung und leichtere Erwärmbarkeit dieser Böden.