19.07.2017 |
von Mag. Matthias Kittl
Heutrocknung unter Dach - was lohnt sich?
Gerade bei den aktuellen Temperaturen und dem günstigen Wachstumsverlauf im Frühjahr war es, im Gegensatz zum letzten Jahr, heuer einfacher, den ersten Schnitt als Heu oder Silage zu konservieren. In den Gunstlagen wurde bereits der zweite Schnitt geerntet und auch dieser ließ sich aufgrund der heißen Temperaturen als Heu sehr gut einfahren. Bei der Heutrocknung stellt sich also die Frage, ob denn nicht auch die Bodentrocknung ausreicht und bei schlechteren Jahren einfach mit Kraftfutter ausgeglichen werden soll. Aus mehreren Gründen sollte genau das nicht gemacht werden.
Schnittzeitpunkt
Der Schnittzeitpunkt ist einer der größten Hebel, an dem man für eine sehr gute Futterqualität ansetzen kann. Gerade beim Heu ist man aber vom Wetter abhängig. Hier sind Betriebe, die unter Dach trocknen können, klar im Vorteil. Sie benötigen wenigstens einen Tag weniger Feldliegezeit als Bodenheutrockner, die auf längere Schönwetterphasen warten müssen. Die Auswirkungen zeigt ein Vergleich zwischen dem empfohlenen Reifestadium: „Ähren-/Rispenschieben“ und dem weiter fortgeschrittenen Stadium: „Beginn Blüte“ in der Tabelle 1. Der Vollständigkeit halber wurde noch das Reifestadium: „Mitte bis Ende Blüte“ herangezogen, zu dem viele Betriebe Anfang Juni 2016 geerntet haben.
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Eine kleine Zahl mit großen Auswirkungen
Vergleicht man die NEL-Werte der Spalte eins, so fehlt augenscheinlich beim späteren Nutzungstermin „nicht viel“. Dennoch ist es eine kleine Zahl mit großen Auswirkungen: Was bedeutet ein Verlust von 0,2 bis 0,5 MJ NEL/kg TM? Für die Produktion von einem Kilogramm Milch benötigt eine Kuh rund 3,2 MJ. Geht man vom Reifestadium: „Ähren-/Rispenschieben“ aus, verzichtet man bei einer Dreischnittwiese beim ersten Aufwuchs auf 517 kg Milch je Hektar alleine durch den späteren Schnittzeitpunkt.
Verluste
Beim Konservieren von Grundfutter sind gewisse Verluste unvermeidbar. Je nach den vorherrschenden Bedingungen treten jedes Jahr kleinere Schwankungen auf. Viel gravierender sind allerdings die Verluste, welche mit den unterschiedlichen Ernteverfahren zusammenhängen. So kann bei Bodentrocknung auch im günstigen Fall von mindestens 20 % Verlusten ausgegangen werden. Bei der Warmbelüftung, einer Entfeuchtung oder einer guten Silage liegen die Verluste unter 10 %. Verliert man 10 % mehr vom Ertrag einer Vierschnittwiese mit 8.800 kg
Trockenmasse-Ertrag bei durchschnittlich 5,9 MJ NEL/ kg TM (alle Aufwüchse), so sind das 5.192 MJ (880 x 5,9). Bei 3,2 MJ/kg Milch bleiben somit auch im günstigen Fall 1.622 kg Milch je Hektar am Feld liegen! Die Effekte des Schnittzeitpunktes von vorhin sind dabei noch nicht berücksichtigt.
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Kosten
Das Winterfutter benötigt auf den meisten Betrieben circa zwei Drittel der gesamten Grünlandfläche bzw. des Ertrages. Mit den Zahlen aus Tabelle 1 und Tabelle 2 kann leicht das eigene Ertragspotenzial bei einer Verbesserung des Konservierungsverfahrens durch Multiplikation mit dem eigenen Milchpreis errechnet werden. Immer vorausgesetzt ist eine angepasste Düngerversorgung der Flächen.
Abgesehen vom Energieverlust müssen noch Kosten für die Ausgleichsfütterung (Kraftfutter, Beta-Karotin, Mineralstoffe etc.) bei weniger gutem Futter einberechnet werden. Diese wiegen insbesondere bei Biobetrieben schwer.
Die Tabelle 3 vergleicht die Kosten laut Deckungsbeitragsrechnung zwischen Boden- und Trocknungsheu bei einer Vierschnitt- und einer Dreischnittwiese. Die variablen Kosten je Hektar sind natürlich bei den Trocknungsverfahren teurer. Die verfügbare Energie bzw. Eiweißmenge ist jedoch aufgrund der geringeren Verluste (Schnittzeitpunkt, Feld, Lager) höher als bei der Bodentrocknung.
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Zahlen sprechen für eine Heutrocknung
Obwohl es sich bei den Beispielen nur um eine Modellrechnung handelt, decken sich die Zahlen mit den Erfahrungen aus der Praxis. Die Grundfutterleistung der Betriebe liegt zwischen 3.000 und 6.000 kg Milch je Kuh und Jahr. Mit den Zahlen von oben scheint die Aussage plausibel. Weiters ist bekannt, dass die Grundfutterleistung nach einer Modernisierung von Bodenheuwerbung auf Warmbelüftung um ca. 1.000 kg zunimmt, wenn die Kraftfuttermenge nicht reduziert wird. Geht man laut Tabelle 2 im günstigen Fall von einem Plus von rund 1.600 kg Milch je Hektar und einem GVE-Besatz von 1,6 GVE/ha aus, so erreicht man genau den Mehr-
ertrag 1.000 kg Milch je Kuh und Jahr.
Futterumstellung
Auch zeigt sich, dass Betriebe mit Warmbelüftung nach der Umstellung auf die Winterfütterung mit der Milchleistung kaum mehr abfallen und auch in der Versorgung mit Beta-Karotin kaum noch Probleme haben. Obwohl mit der Warmbelüftung mehr Nährstoffe und Menge von den Feldern geholt werden, bleibt trotzdem kein Futter für den Verkauf übrig. Die Tiere fressen mehr vom guten Grundfutter, weshalb bei gleichbleibender Milchleistung oft die Kraftfuttermenge reduziert werden kann.
Fazit
Unabhängig davon, welche Ziele ein Betrieb verfolgt, rechnet sich eine Investition in das Grundfutter, speziell wenn man bei den großen Hebeln „Schnittzeitpunkt“ und „Konservierungsverfahren“ ansetzt.
Die weichen Faktoren wie geringes Wetterrisiko und steigende Tiergesundheit wurden noch nicht berücksichtigt.
Was bleibt, sind die Investitionskosten, vor denen viele zurückschrecken. Die Modellrechnung in der Tabelle 3 zeigt, dass man sich dem Thema dringend widmen sollte und dabei vielleicht auch die zurzeit attraktiven (Landes-)Förderungen in Anspruch nehmen kann.
Bestellung - Download
Eine weitere Hilfe bei der erfolgreichen Konservierung von Heu als hochwertigem
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