02.10.2017 |
von DI Michael Gruber
Totholzfällung und Arbeitssicherheit: Gefahr richtig beurteilen und bannen
Seit der Forstgesetznovelle 1975 darf jedermann den Wald zum Zwecke der Erholung betreten und sich darin aufhalten. Somit kann sich jeder Waldbesucher zum durch Totholz gefährdeten Personenkreis zählen. In der Gruppe der am meisten Betroffenen sind Waldbauern und Forstarbeiter zu finden.
Unterschätzte Gefahren
Das Gefahrenpotenzial bei Waldarbeiten in totholzreichen Beständen ist um ein Vielfaches höher als anderswo. In der Praxis hat sich gezeigt, dass die von stehendem Totholz ausgehenden Gefährdungen häufig weder der Waldeigentümer und die Forstarbeitern noch die Waldbesucher ausreichend richtig erkennen und einschätzen.
Mögliche Gefahren
- herabfallende Totäste oder Wipfelstücke von stehenden Bäumen
- gerade fallende Bäume
- Nachbarbäume, die von fallenden Bäumen gestreift werden
- Bäume, die bei der Holzrückung berührt werden
- umstürzendes stehendes Totholz
Umgang mit Totholz
Ist der Waldeigentümer aus ökologischer oder ökonomischer Sicht angehalten, stehende tote Bäume im Wald zu belassen, muss er die Sicherheit von Personen an erste Stelle reihen. Deshalb sollte er
- wenn möglich, Totholz in Gruppen belassen
- tote Stämme nur in sicherem Abstand zu Forststraßen und markierten Wegen stehen lassen
- in der Nähe von Freileitungen keine Totholzbäume stehen lassen, denn dort ist die Holzernte mit besonderen zusätzlichen Gefahren verbunden.
Sichere Fällung
Der Arbeitsablauf beim Fällen abgestorbener Stämme ähnelt dem Fällen gesunder Bäume. Eine Besonderheit ist das mögliche Abbrechen dürrer Äste beim Keilen durch das Einwirken der Schläge auf die Holzfasern sowie beim Fallen des Stammes.
Bitte achten Sie darauf, bei der Standplatzwahl und bei der Anlage Ihres Fluchtweges. Gerade deshalb kann die Verwendung von alternativen Fällwerkzeugen eine gute Hilfe sein und unfallvorbeugend wirken.
- Fällung mit Unterstützung einer Seilwinde
Der Stamm wird nach dem so hoch als nötig angebrachten Windenseil und arbeitstechnisch richtig erfolgten Fällschnitt auf das Kommando des Motorsägenführers mit der Seilwinde über seinen Schwerpunkt gezogen.
- Fällung mittels Spreizkeilen
Dabei wird der Fällschnitt des gerade stehenden oder leicht zurückhängenden Stammes unter der Verwendung von Treibkeilen geschnitten. Im Anschluss wird er jedoch nicht, wie herkömmlich, umgekeilt, sondern mit hydraulischen oder mechanischen Spreizkeilen umgehebelt. Hinsichtlich Preis-Leistungsverhältnis und Gewicht ist dem mechanischen Spreizkeil gegenüber dem hydraulischen Fällheber auf jeden Fall der Vorzug zu geben. Dieser Keil kann auch unter Belastung aus dem Fällschnitt gedreht werden.
- Fällung mit hydraulischem Fällheber (Hubmandl)
Auch hier können gerade stehende und leicht zurückhängende Stämme einfach und ohne durch Keilen am Stamm verursachte Vibrationen schnell gefällt werden. Nach erfolgtem Fällschnitt wird das Hubmandl durch Herausschneiden eines Quaders aus dem Stock eingesetzt. Eine bewegliche und rutschsicher ausgeführte obere Auflageplatte verhindert die Verbiegung des Zylinders beim anschließenden Umhebeln. Ein Nachteil ist die höhere Stockhöhe für das Einsetzen des Hubmandls.
Eschensterben
Die österreichische Forstwirtschaft steht seit Jahren vor forstschutztechnischen Herausforderungen. Neben den verschiedenen Borkenkäfern ist auch das Falsche Weiße Stängelbecherchen zu einem in der Forstwirtschaft bekannten Begriff geworden.
Der Pilz, wissenschaftlich unter dem Namen Hymenoscyphus fraxineus bekannt, ist die Ursache für das flächige Absterben unserer Eschenbestände.
Kurz gefasst
Die Unfallhäufigkeit ist in totholzreichen Beständen höher. Daher ist eine sorgfältige Planung und Ausführung forsttechnischer Maßnahmen bei der Bewirtschaftung von entscheidender Bedeutung.