29.10.2015 |
von Christian Metschina
Was Strom wirklich kostet
Das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft hat in einer aktuellen Studie die gesamtgesellschaftlichen Kosten von konventionellen und erneuerbaren Energien untersucht. Die konventionellen Energieträger Atomenergie, Stein- und Braunkohle profitieren seit Jahrzehnten in erheblichem Umfang von staatlichen Förderungen in Form von Finanzhilfen, Steuervergünstigungen und weiteren begünstigenden Rahmenbedingungen. Die Grafik zeigt die Fördersummen für die einzelnen Energieträger in Deutschland im Zeitraum 1970 bis 2014. Die Ergebnisse beziehen sich zwar auf die Rahmenbedingungen in Deutschland, sind aber durchaus auf andere Länder übertragbar. Sie geben einen guten Überblick der tatsächlichen Kostenstruktur bei der Stromerzeugung und widerlegen das Vorurteil der teuer subventionierten Bioenergie.
![[jpegs.php?filename=%2Fvar%2Fwww%2Fmedia%2Fimage%2F2015.10.29%2F1446115756382931.jpg]](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image//2015.10.29/1446115756382931.jpg?m=MzYzLDIwMw%3D%3D&_=1446117288)
Versteckte Fossilförderungen
Die Förderung der fossilen Energien ist demnach mehr als sechsmal so hoch wie die Förderung der Erneuerbaren. Während die Förderung erneuerbarer Energien transparent und explizit auf der Stromrechnung ausgewiesen wird, erfolgen die staatlichen Förderungen für die Fossilen indirekt aus dem öffentlichen Haushalt. Sie sind für die Verbraucher auf ihren Stromrechnungen nicht sichtbar. Dadurch kann der Eindruck entstehen, dass erneuerbare Energien aufgrund der Ökostromvergütungen die Preistreiber der Stromversorgung sind und konventionelle Energieträger demgegenüber eine bezahlbare Energieversorgung sicherstellen. Genau das Gegenteil ist aber der Fall. Energieträger wie Atom und Kohle profitieren laut den Studienautoren eben von umfangreichen staatlichen Förderungen außerhalb der sichtbaren Strompreisbildung. Darüber hinaus verursachen fossile und atomare Energieträger hohe Folgekosten durch Umwelt- und Klimaschäden.
Folgekosten
Diese externen Kosten – für Luft- und Klimaschäden oder für das Risiko nuklearer Unfälle – werden den Betreibern der jeweiligen Kraftwerke nur zu geringen Anteilen in Rechnung gestellt. Hinzu kommen kaum bezifferbare Folgekosten, die auch nach Abschaltung der Kraftwerke fällig werden. Als solche Ewigkeitskosten gelten etwa Endlager für radioaktive Abfälle oder die Grubenwasserhaltung in ehemaligen Steinkohlebergbaugebieten. Der Kostenvorteil der Erneuerbaren wird noch deutlicher, wenn man die Vollkosten neuer Anlagen miteinander vergleicht. Hier zeigt sich, dass die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen in Summe durch Lernkurven- und Skaleneffekte in den letzten Jahren immer kostengünstiger geworden ist, während sich neue konventionelle Kraftwerke kaum noch am Markt refinanzieren können. Was von den Erneuerbaren in kürzester Zeit erwartet wird, haben die konventionellen Energieträger trotz massiver staatlicher Subventionen seit der Mitte des letzten Jahrhunderts bis heute nicht geschafft. Nämlich wettbewerbsfähig zu sein ohne versteckter Vergünstigungen.