Zur Poesie des Todes
Heutzutage wird der Tod verdrängt. Der Mensch will sich nicht mit der Endlichkeit seines Daseins befassen. Wenn Fachleute sich in Diskussionen berufen fühlen zum Thema Tod und Sterben zu äußern, dann dreht sich alles mehr oder weniger um das jugendliche Aussehen, um Lebensverlängerung u.a. Gleichzeitig lesen und hören wir von den Ängsten alter Menschen, die fürchten, dass sie einmal als Pflegefall für die Kinder zur großen Last werden können. Die Fortschritte in der Medizin haben zwar das Sterben zu einem biologischen Ablauf werden lassen, der mit Technik und Chemie steuerbar geworden ist - es gibt klinisch Tote und "ganz Tote".
Es vergeht auch kaum eine Woche, in der nicht in Politik oder Medien die Diskussion über aktive oder passive Sterbehilfe geführt wird. Und am Friedhof wird der Bodenverbrauch zum Thema gemacht und mit Urnenwänden eingeschränkt, schließlich sollen unsere Toten nicht zu viel Erde beanspruchen. Das sind wahrlich keine angenehmen Aussichten, herzlos, technokratisch und endgültig. Im Grunde nachvollziehbar, dass man dieses beängstigende Bild des Todes nur verdrängen kann. Das ist die eine, die beängstigende Seite, aber es gibt auch eine andere Seite, die tröstlicher ist. Seit dem Menschen seine Sehnsucht nach Unendlichkeit bewusst geworden ist, hat jede Kultur ihre eigenen Wege für die Begegnung mit dem leiblichen Tod gefunden. Aber gemeinsam sind ihnen der Glaube und das Streben nach Schönheit. Sie begegnen uns alltäglich im Großen und im Kleinen. Aus dem Glauben wurden Gotteshäuser gebaut, deren erhabene Wirkung uns heute staunen macht. Dieses Staunen meint Gott in die Augen zu schauen, ohne dabei zu erschrecken und Schönheit will auch dem Tod den Schrecken nehmen. Das Streben nach Schönheit finden wir in der Musik, in der Kunst und in der Poesie des Alltags. Zum Letzteren zählt die Vermenschlichung des Todes. So lesen wir im Märchen vom Gevatter (Paten) Tod und Franz von Assisi nennt den leiblichen Tod seinen Bruder. Der Tod wurde in die Familie aufgenommen. In Zeiten als mehr Menschen noch einen unmittelbaren Bezug zur Landwirtschaft hatten, wurde der Tod als Sensenmann und Schnitter zum Erntehelfer Gottes. Die Friedhofskultur zählt für mich zur Poesie des Alltags im Umgang mit dem Tod. Unsere Friedhöfe sind fast magische Orte, denn nirgendwo kann man sich besser aus dem Trubel lösen und sich für kurze Zeit wie ein anderer Mensch fühlen. Nirgendwo ist die Kraft der Erinnerung besser spürbar als bei den Gräbern. Wir wollen uns erinnern, wir wollen erinnert werden, denn "Gott ist Erinnerung" sagt ein chassidischer Spruch. Für Todesanzeigen und Sterbebildchen suchen die Menschen daher nach schönen Worten, nach Lyrik, die sich wie Abschiedsgeschenke lesen.
Es vergeht auch kaum eine Woche, in der nicht in Politik oder Medien die Diskussion über aktive oder passive Sterbehilfe geführt wird. Und am Friedhof wird der Bodenverbrauch zum Thema gemacht und mit Urnenwänden eingeschränkt, schließlich sollen unsere Toten nicht zu viel Erde beanspruchen. Das sind wahrlich keine angenehmen Aussichten, herzlos, technokratisch und endgültig. Im Grunde nachvollziehbar, dass man dieses beängstigende Bild des Todes nur verdrängen kann. Das ist die eine, die beängstigende Seite, aber es gibt auch eine andere Seite, die tröstlicher ist. Seit dem Menschen seine Sehnsucht nach Unendlichkeit bewusst geworden ist, hat jede Kultur ihre eigenen Wege für die Begegnung mit dem leiblichen Tod gefunden. Aber gemeinsam sind ihnen der Glaube und das Streben nach Schönheit. Sie begegnen uns alltäglich im Großen und im Kleinen. Aus dem Glauben wurden Gotteshäuser gebaut, deren erhabene Wirkung uns heute staunen macht. Dieses Staunen meint Gott in die Augen zu schauen, ohne dabei zu erschrecken und Schönheit will auch dem Tod den Schrecken nehmen. Das Streben nach Schönheit finden wir in der Musik, in der Kunst und in der Poesie des Alltags. Zum Letzteren zählt die Vermenschlichung des Todes. So lesen wir im Märchen vom Gevatter (Paten) Tod und Franz von Assisi nennt den leiblichen Tod seinen Bruder. Der Tod wurde in die Familie aufgenommen. In Zeiten als mehr Menschen noch einen unmittelbaren Bezug zur Landwirtschaft hatten, wurde der Tod als Sensenmann und Schnitter zum Erntehelfer Gottes. Die Friedhofskultur zählt für mich zur Poesie des Alltags im Umgang mit dem Tod. Unsere Friedhöfe sind fast magische Orte, denn nirgendwo kann man sich besser aus dem Trubel lösen und sich für kurze Zeit wie ein anderer Mensch fühlen. Nirgendwo ist die Kraft der Erinnerung besser spürbar als bei den Gräbern. Wir wollen uns erinnern, wir wollen erinnert werden, denn "Gott ist Erinnerung" sagt ein chassidischer Spruch. Für Todesanzeigen und Sterbebildchen suchen die Menschen daher nach schönen Worten, nach Lyrik, die sich wie Abschiedsgeschenke lesen.
"Was würde ich wählen?", fragen wir uns im Alltag beim Nachdenken über das Sterben und den Tod. Zur Poesie des Alltags gehört auch der Humor, den die Menschen mit Blick auf den Tod entwickelt haben. Zwar ist es eine sehr verletzliche Grenze zwischen Humor und Pietät und deshalb legen wir lustige Anekdoten rund um das Sterben gerne in Kindermund.
Den "Kleinen" ist kein Vorwurf zu machen, falls jemand verletzt wird. Trotzdem ist der Humor unverzichtbar bzw. unvermeidbar. Nein, der Tod ist auch heute im Alltag nicht verdrängt. Wir denken an ihn täglich, nur haben wir ihn verkleidet, mit Musik, mit Lyrik, mit Humor, mit Schönheit und genau das finde ich großartig.
Gott wollte uns den Tod nicht ersparen. Dafür hat er den Menschen das Talent geschenkt, dem Tod mit Schönheit den Stachel zu brechen. Es ist eine mir tief eingeschriebene Erinnerung, wie ich als Ministrant dem Kaplan beten hörte: "Nimm Erde was dein ist, Gott nehme was sein ist. Der Leib entstammt der Erde, der Geist hingegen ist Gottes Hauch". Das ist die Poesie des Todes und der Auferstehung. Für Allerseelen wünsche ich Ihnen so leichte Gedanken über den Tod, dass Sie am Friedhof das eine oder andere Lächeln nicht verbergen können.
Den "Kleinen" ist kein Vorwurf zu machen, falls jemand verletzt wird. Trotzdem ist der Humor unverzichtbar bzw. unvermeidbar. Nein, der Tod ist auch heute im Alltag nicht verdrängt. Wir denken an ihn täglich, nur haben wir ihn verkleidet, mit Musik, mit Lyrik, mit Humor, mit Schönheit und genau das finde ich großartig.
Gott wollte uns den Tod nicht ersparen. Dafür hat er den Menschen das Talent geschenkt, dem Tod mit Schönheit den Stachel zu brechen. Es ist eine mir tief eingeschriebene Erinnerung, wie ich als Ministrant dem Kaplan beten hörte: "Nimm Erde was dein ist, Gott nehme was sein ist. Der Leib entstammt der Erde, der Geist hingegen ist Gottes Hauch". Das ist die Poesie des Todes und der Auferstehung. Für Allerseelen wünsche ich Ihnen so leichte Gedanken über den Tod, dass Sie am Friedhof das eine oder andere Lächeln nicht verbergen können.
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