Interview: Über die Zukunft des Biolandbaus
Wer ist Walter Klingenbrunner?
Walter Klingenbrunner hat den elterlichen Betrieb in Michelhausen im Tullnerfeld übernommen. Derzeit bewirtschaftet er 55 Hektar Ackerbau mit etwas Grünland und 11 Hektar Wald. Seit 1990 arbeitet er nach den Richtlinien von "BIO AUSTRIA". Er baut Qualitätsweizen, Futtergetreide, Soja, Körnermais, Zuckerrüben, Speisekürbisse und Leguminosen an.
Seine Lieblingskultur ist die Zuckerrübe, er ist auch Sprecher der Zuckerrübenbauern bei der AGRANA.
Neben der Landwirtschaft betreibt er gemeinsam mit seinem Sohn zwei Nahwärmeanlagen und eine Recyclinganlage für Holzabfälle.
Der 59-Jährige ist verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter.
Ende Mai wurde er zum Obmann von BIO AUSTRIA NÖ und Wien gewählt, davor war er im Bundesvorstand und im Landesvorstand des Verbandes.
Landwirtschaftskammer NÖ: Nach zwölf Jahren erfolgreicher Tätigkeit hat Otto Gasselich sein Amt an Sie übergeben. Seit Ende Mai sind Sie nun der neue Obmann von BIO AUSTRIA NÖ und Wien. Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?
Walter Klingenbrunner: Mein wichtigstes Ziel ist es, die Biobäuerinnen und Biobauern so zu unterstützen, dass sie ihre Höfe ökologisch und wirtschaftlich erfolgreich betreiben können. An vorderster Stelle steht, dass sich die Einkommenssituation so schnell wie möglich wieder verbessert. Nach dem Absatzhoch während Corona hat sich die Marktsituation auf dem Bio-Sektor nun wieder auf dem Vor-Corona-Niveau eingependelt. Unser Ziel ist es, den Marktanteil an Bioprodukten jetzt wieder in die Höhe zu schrauben.
Zum Absatzrückgang kommen gestiegene Betriebsmittelkosten bei gleichzeitig sinkenden Erzeugerpreisen. Da heißt es jetzt auf der einen Seite Kosten vermeiden oder senken. Kosten, die teilweise auch durch zuviel Bürokratie verursacht werden. Auf der anderen Seite muss Bio im ÖPUL wieder besser honoriert werden. Da gibt es zwar teilweise schon Verbesserungen, aber hier ist eindeutig noch Luft nach oben.
Ein weiteres großes Thema ist der Bio-Anteil in Großküchen. Der Aktionsplan Nachhaltige Beschaffung sieht vor, dass der Anteil an Bio-Lebensmitteln in den öffentlichen Kantinen schrittweise erhöht wird und ab 2030 bei 55% liegen muss. Davon sind wir aber noch sehr weit entfernt. Es liegt an uns, die Umsetzung dieser Vorgaben immer wieder einzufordern. Auch in der Gastronomie sehe ich noch Potenzial. Es gibt einige Wirte, die intensiv hinter Bio stehen, viele setzen mäßig auf Bio, aber den meisten ist es kein großes Anliegen. Hier sind wir gefragt, uns mit unseren Produkten entsprechend zu positionieren.
In Richtung Konsumenten setzen wir ebenfalls verstärkt auf Bewusstseinsbildung. So haben wir vor Kurzem eine Veranstaltung im Palmenhaus im Wiener Burggarten organisiert, bei der die Bio-Direktvermarkter sich und ihre Produkte präsentieren konnten.
Zum Absatzrückgang kommen gestiegene Betriebsmittelkosten bei gleichzeitig sinkenden Erzeugerpreisen. Da heißt es jetzt auf der einen Seite Kosten vermeiden oder senken. Kosten, die teilweise auch durch zuviel Bürokratie verursacht werden. Auf der anderen Seite muss Bio im ÖPUL wieder besser honoriert werden. Da gibt es zwar teilweise schon Verbesserungen, aber hier ist eindeutig noch Luft nach oben.
Ein weiteres großes Thema ist der Bio-Anteil in Großküchen. Der Aktionsplan Nachhaltige Beschaffung sieht vor, dass der Anteil an Bio-Lebensmitteln in den öffentlichen Kantinen schrittweise erhöht wird und ab 2030 bei 55% liegen muss. Davon sind wir aber noch sehr weit entfernt. Es liegt an uns, die Umsetzung dieser Vorgaben immer wieder einzufordern. Auch in der Gastronomie sehe ich noch Potenzial. Es gibt einige Wirte, die intensiv hinter Bio stehen, viele setzen mäßig auf Bio, aber den meisten ist es kein großes Anliegen. Hier sind wir gefragt, uns mit unseren Produkten entsprechend zu positionieren.
In Richtung Konsumenten setzen wir ebenfalls verstärkt auf Bewusstseinsbildung. So haben wir vor Kurzem eine Veranstaltung im Palmenhaus im Wiener Burggarten organisiert, bei der die Bio-Direktvermarkter sich und ihre Produkte präsentieren konnten.
LK NÖ: Wie unterstützen Sie als Verband die Biobäuerinnen und Biobauern?
Klingenbrunner: Ich sehe den Verband nicht als Bühne, sondern als Dienstleistungsplattform. Mir ist wichtig, dass unsere Mitgliedsbetriebe top informiert sind, egal ob es um Produktion oder um Vermarktungsmöglichkeiten geht. Wichtig ist, dass sie hier das ganze Potenzial ausschöpfen können. Da setzen wir stark auf Beratung und Weiterbildung, auch in Zusammenarbeit mit dem LFI und der Landwirtschaftskammer.
LK NÖ: Was bedeutet BIO AUSTRIA für Sie?
Klingenbrunner: BIO AUSTRIA steht für mich für höchste Qualität, Vertrauen und Sicherheit. Das machen wir auch mit unserem Logo sichtbar.
LK NÖ: Was haben Bio und konventionell in Österreich gemeinsam? Was trennt die beiden?
Klingenbrunner: Trennen sollte uns gar nichts. Wir müssen an einem Strang ziehen und den Schulterschluss suchen, denn schließlich geht es um den Erhalt der bäuerlichen Familien und um eine nachhaltige Land- und Forstwirtschaft. Egal ob Bio oder konventionell.
Aus meiner eigenen Erfahrung draußen am Feld merke ich, dass es gegenseitige Rücksichtnahme und ein gutes Miteinander gibt. Sicherlich poppen in der agrarpolitischen Arbeit immer wieder Themen auf, bei denen wir nicht ganz einer Meinung sind. Dennoch bin ich überzeugt, dass unser Tun und unsere Arbeit als Biobauern wichtig für die ganze Branche ist. Denn wir arbeiten an Lösungen für Probleme, die die Gesamtlandwirtschaft auf breiter Basis möglicherweise erst in ein paar Jahren treffen wird. So zum Beispiel in Fragen des Pflanzenschutzes und in Sachen Tierwohl. Da gehen wir schon immer unseren eigenen Weg.
Aus meiner eigenen Erfahrung draußen am Feld merke ich, dass es gegenseitige Rücksichtnahme und ein gutes Miteinander gibt. Sicherlich poppen in der agrarpolitischen Arbeit immer wieder Themen auf, bei denen wir nicht ganz einer Meinung sind. Dennoch bin ich überzeugt, dass unser Tun und unsere Arbeit als Biobauern wichtig für die ganze Branche ist. Denn wir arbeiten an Lösungen für Probleme, die die Gesamtlandwirtschaft auf breiter Basis möglicherweise erst in ein paar Jahren treffen wird. So zum Beispiel in Fragen des Pflanzenschutzes und in Sachen Tierwohl. Da gehen wir schon immer unseren eigenen Weg.
LK NÖ: Sie zählen zu den Biopionieren in unserem Land und betreiben ihren Ackerbau seit fast 35 Jahren biologisch. Was hat Sie bewogen, umzustellen? Gab es Anfangsschwierigkeiten und Widerstände?
Klingenbrunner: Ich war damals auf einem Vorgängerseminar der heutigen b I u I s-Seminare. Da haben wir auch eine Exkursion zu einem tollen Biobetrieb gemacht. Der hatte seine Felder im Griff. Wir waren drei Burschen, die sich im Seminar kennengelernt haben, wir waren jung und haben uns gesagt, das probieren wir, wenn wir das nicht schaffen, dann kriegt das eh keiner hin.
Es gab auch Rückschläge, so wie in anderen Branchen auch. Aber seit 35 Jahren beweise ich, dass Bio funktioniert. Auch entgegen aller Unkenrufe. Damals habe ich mir einen neuen Anhänger gekauft und dann umgestellt. Mein Onkel hat gemeint: "Jetzt kaufst du dir noch einen neuen Anhänger. Den kriegst du ja nie voll." Der Anhänger ist aber trotzdem voll geworden. (Klingenbrunner lacht)
Meine Versuchsergebnisse im BIONET zeigen, dass in Bio viel möglich ist.
Es gab auch Rückschläge, so wie in anderen Branchen auch. Aber seit 35 Jahren beweise ich, dass Bio funktioniert. Auch entgegen aller Unkenrufe. Damals habe ich mir einen neuen Anhänger gekauft und dann umgestellt. Mein Onkel hat gemeint: "Jetzt kaufst du dir noch einen neuen Anhänger. Den kriegst du ja nie voll." Der Anhänger ist aber trotzdem voll geworden. (Klingenbrunner lacht)
Meine Versuchsergebnisse im BIONET zeigen, dass in Bio viel möglich ist.
LK NÖ: Was sind Ihre Visionen für die Zukunft?
Klingenbrunner: Ich bin kein großer Visionär, ich bin mehr der Arbeiter. Aber meine Vision ist, dass wir einen Weg für die Bäuerinnen und Bauern finden, wie wir gemeinsam die Herausforderung der Zukunft bewältigen können. Dafür werde ich ein verlässlicher Partner mit Handschlagqualität sein.
Walter Klingenbrunner:
"Ich sehe BIO AUSTRIA nicht als Bühne, sondern als Dienstleistungsplattform."