Bereitschaft von Landwirt*innen auf Ernährungstrends zu reagieren
Einleitung
In einer Studie des Instituts für Agrar- und Forstökonomie der Universität für Bodenkultur Wien wird folgender Frage nachgegangen: Welche Anpassungsbereitschaft zeigen Landwirt*innen in der Region (in einem Radius 100 km um Wien), wenn sich die Ernährungsweise der Wiener Bevölkerung ändert? Im Folgenden werden Ergebnisse einer aktuellen Befragung zu Änderungen in der Produktionsausrichtung unter verschiedenen Szenarien der Ernährungsweise der Wiener Bevölkerung präsentiert.
Forschungsansatz
Um das Anpassungsverhalten von Landwirt*innen der Region gegenüber Änderungen in der Ernährungsweise der Wiener Bevölkerung zu untersuchen, wurden den Landwirt*innen verschiedene Szenarien dargelegt: darunter das Szenario Regional-Bio indem sich die Wiener Bevölkerung von vorwiegend regionalen und biologischen Lebensmitteln ernährt und das Szenario Regional-Fleisch indem die Wiener Bevölkerung vorwiegend regionale Lebensmittel und um ⅔ weniger Fleisch isst. Diese Szenarien wurden von Landwirt*innen in einer Online-Befragung im Rahmen eines Gedankenexperiments („was würden Sie tun, wenn…“) eingeschätzt. Durch die rege Teilnahme an einer Online-Befragung Anfang 2019 konnten 1.798 vollständige Fragebögen ausgewertet werden. Mit Hilfe dieser Szenarien wird ergründet, in wie weit und unter welchen Umständen Landwirt*innen bereit wären Betriebsausrichtung und/oder Bewirtschaftungsweise (konventionelle oder biologische Bewirtschaftung) zu ändern.
Ergebnisse
Die Bereitschaft der Befragten ihren Betrieb zu verändern ist überraschend hoch. Von den befragten Landwirt*innen bewirtschafteten 1.233 ihren Betrieb konventionell und 565 nach den Kriterien der biologischen Landwirtschaft. Wie die obenstehende Abbildung zeigt, würden im Szenario Regional-Bio 66 % und im Szenario Regional-Fleisch 43 % der konventionellen Betriebe eine der Änderungsmöglichkeiten vornehmen – das sind Betriebsausrichtung ändern, Bewirtschaftungsweise ändern oder beides. Beides ändern würden im Szenario Regional-Bio 22 % der Befragten konventioneller Betriebe und im Szenario Regional-Fleisch 11 %. Nur die Betriebsausrichtung ändern würden in beiden Szenarien 22 % der Befragten konventioneller Betriebe.
Befragte biologischer Betriebe sind nicht in der obenstehenden Abbildung einbezogen, weil bei ihnen eine Änderung der Bewirtschaftungsweise nicht vorgesehen ist. Sie hatten also in der Befragung nur die Möglichkeit die Betriebsausrichtung zu ändern oder nicht. Im Szenario Regional-Bio würden 52 % die Betriebsausrichtung ändern und im Szenario Regional-Fleisch 38 %.
Befragte sind im Szenario Regional-Bio eher bereit Betriebsänderungen vorzunehmen als im Szenario Regional-Fleisch. In Szenarien, in denen der Konsum regionaler Lebensmittel erhöht wird, ist die Bereitschaft Betriebsänderungen vorzunehmen insgesamt am häufigsten. Das Engagement sich mit einem Szenario auseinanderzusetzten ist höher, wenn damit der Konsum regionaler Lebensmittel erhöht wird. Ähnlich wie in Ergebnissen von Konsumentenbefragungen der Begriff der Regionalität positiv besetzt ist, zeigt auch diese Studie, dass ein höherer Konsum regionaler Lebensmittel der Wiener Bevölkerung ein Ansporn für Anpassungsschritte unter den Landwirt*innen sein kann.
Befragte biologischer Betriebe sind nicht in der obenstehenden Abbildung einbezogen, weil bei ihnen eine Änderung der Bewirtschaftungsweise nicht vorgesehen ist. Sie hatten also in der Befragung nur die Möglichkeit die Betriebsausrichtung zu ändern oder nicht. Im Szenario Regional-Bio würden 52 % die Betriebsausrichtung ändern und im Szenario Regional-Fleisch 38 %.
Befragte sind im Szenario Regional-Bio eher bereit Betriebsänderungen vorzunehmen als im Szenario Regional-Fleisch. In Szenarien, in denen der Konsum regionaler Lebensmittel erhöht wird, ist die Bereitschaft Betriebsänderungen vorzunehmen insgesamt am häufigsten. Das Engagement sich mit einem Szenario auseinanderzusetzten ist höher, wenn damit der Konsum regionaler Lebensmittel erhöht wird. Ähnlich wie in Ergebnissen von Konsumentenbefragungen der Begriff der Regionalität positiv besetzt ist, zeigt auch diese Studie, dass ein höherer Konsum regionaler Lebensmittel der Wiener Bevölkerung ein Ansporn für Anpassungsschritte unter den Landwirt*innen sein kann.
Das Forschungsprojekt „The Future of Urban Food“ (http://urbanfood.boku.ac.at) wird vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) durch das Projekt ESR17-042 gefördert.