Haben Sie Ihre Kosten im Griff?
Die einzelbetrieblichen Kosten bestimmen wesentlich, ob ein Betrieb die Produktionsfaktoren Arbeit, Boden und Kapital ausreichend entlohnt und am Ende Gewinn abwirft. Auf die Erzeugerpreise haben Landwirte nur begrenzten Einfluss.
In der Urproduktion bleibt auf der Ertragsseite vielen nur die Erhöhung der Menge und/oder des Leistungsniveaus, um das Betriebsergebnis zu verbessern. Gute biologische Leistungsdaten sind Voraussetzung für ein zufriedenstellendes Ergebnis (gute Deckungsbeiträge). Allerdings kommt man früher oder später an biologische Grenzen. Leider wird viel zu oft im Zusammenhang mit der nicht zufriedenstellenden Einkommenssituation über die niedrigen Verkaufspreise sowie die Höhe der öffentlichen Gelder diskutiert.
Bei Kosten optimieren
Es wird häufig übersehen, dass der Handlungsspielraum jedes Einzelnen zur Verbesserung der Einkommenssituation viel größer sein kann. Gerade die Kostenseite bietet bei vielen Betrieben großes Potenzial, über das zu selten gesprochen wird. Deshalb macht es Sinn, sich intensiv der Kostenseite zu stellen.
Jeder von uns wird feststellen, dass die Kosten kontinuierlich steigen. Die gute Nachricht: Eigentlich lässt sich jede einzelne Kostenposition beeinflussen, wenn wir uns ständig darum bemühen und aktiv Maßnahmen setzen. Aber: Kosten senken kann nur, wer auch seine Kosten kennt! Das Hauptaugenmerk sollte zunächst auf die sogenannten "Kostentreiber“ - das sind die wertmäßig hohen Positionen - gelegt werden (siehe unten).
Hilfe annehmen
Die betriebliche Kostensituation entscheidet wesentlich, ob Landwirte Gewinne oder Verluste schreiben. Mit dem Arbeitskreis Unternehmensführung (siehe Kasten) oder einem Betriebskonzept haben Betriebsführer die Möglichkeit, eine transparente Übersicht über alle Kosten und Erträge zu bekommen und so ihre Einkommenssituation betriebsindividuell zu ermitteln.
Kostentreiber im Blick behalten
- Anschaffungen. Bei vielen Betrieben macht die Abschreibung den größten Kostenfaktor aus. Die Abschreibung zählt zu den fixen Aufwendungen/Kosten und ist kurzfristig nur begrenzt beeinflussbar. Gerade deshalb sollte das Motto lauten: Zuerst rechnen, dann investieren. Außerdem ist erwähnenswert, sich bei großen Investitionen nicht nur von der Liquidität (wie viel Geld ist verfügbar) leiten zu lassen, sondern in Alternativen zu denken und wirklich ein Betriebskonzept zu machen.
- Betriebsmittel. Kauft der Betrieb jährlich Futtermittel um 20.000 Euro ein, so spart ein dreiprozentiger Kundenrabatt oder Skonto 600 Euro. Konzentriert man sich zum Beispiel auf die Kosten von Pflanzenschutzmitteln um 500 Euro, machen 5% gerade einmal 25 Euro aus. Das Ausnutzen des Skontos bringt auch dann eine gute Verzinsung, wenn das Girokonto überzogen ist (Kontokorrentkredit). Optimieren kann der Landwirt die Kosten auch durch Bündeln der Nachfrage mit Hilfe von Einkaufsgemeinschaften (wenn möglich) oder durch einen günstigen Einkaufszeitpunkt.
- Maschinenkosten. In kaum einem Bereich ist das Einsparungspotenzial so groß wie bei den Maschinenkosten. Hier kann der Landwirt durch Verhandlungen und kluge Entscheidungen einiges erreichen. Praxiserprobt sind - wo es möglich ist - Gemeinschaftsmaschinen, überbetrieblicher Maschineneinsatz oder die Vergabe an den Maschinenring, um die eigenen Maschinenkosten zu optimieren. Da der Maschinenkauf in der Regel hohe Geldsummen in Anspruch nimmt, sollte sich jeder fragen, ob und wie die notwendigen Arbeiten günstiger, schneller und sogar besser erledigt werden könnten. Dafür eignen sich verschiedene Maßnahmen wie beispielsweise:
- Zusammenlegen von Arbeitsgängen
- richtige Motorleistung für die geplante Arbeit wählen
- optimale Bearbeitungszeitpunkte beachten und Bodenverdichtungen vermeiden
- richtige Wahl des Reifendruckes, der Bearbeitungsgeräte und Geschwindigkeit
- Verwaltungskosten. Stromkosten lassen sich durch eine Verbrauchsreduzierung oder durch einen Anbieterwechsel senken. Hier ist mit wenig Zeiteinsatz einiges zu bewirken. Auch bei den Telefon- und Internetkosten kann durch bewusstes Eingreifen, Anbieterwechsel und Verhaltensänderung die Kostensituation verbessert werden. Die Kosten für die landwirtschaftliche Bündelversicherung differieren in der Praxis stark. Bei Vergleichen muss man auch den gebotenen Leistungsumfang berücksichtigen. Auf Vergleichsportalen, wie etwa www.durchblicker.at, kann man sich zu diesen Bereichen einige Informationen holen und Vergleiche anstellen.
- Fremdkapitalkosten. Bei den Fremdkapitalkosten (Krediten) gibt es häufig Optimierungspotenzial. Am meisten bringt das Vorlegen von betriebswirtschaftlichen Auswertungen, woraus die Vermögens- und Ertragslage erkennbar ist, oder die Einholung von Konkurrenzangeboten. Das folgende Beispiel soll zeigen, wie sehr sich ein 2guter“ Zinssatz auf die Kosten und damit auf die Einkommenssituation auswirken kann: Ein Kredit von 300.000 Euro mit einer Laufzeit von 20 Jahren kostet bei einem Zinssatz von 3,55 pro Jahr durchschnittlich 4.965 Euro. Liegt der Zinssatz um ein Prozent niedriger, erspart man sich über die gesamte Laufzeit 35.060 Euro. 1.955 Euro Zinsersparnis pro Jahr bewirken in der Mutterkuhhaltung bei einer Einkommensrate von etwa 22% einen äquivalenten Ertrag von 8.886 Euro, was wiederum einem Verkauf von etwa elf Einstellern entspricht.
- Anders ausgedrückt bewirkt eine solide Finanzierung mit ausreichender Vorbereitung, Kenntnis der Marktsituation und entsprechenden Unterlagen eine jährliche Verbesserung der Einkommenssituation von knapp 2.000 Euro. Aktuell sind bei guter Bonität und ausreichender Ertragskraft Effektivzinssätze von unter 2% erzielbar.
- Sonstige Kosten. Wenn von Kostentransparenz und -sensibilisierung die Rede ist, sollten auch vermeintlich "kleine“ Positionen nicht unbeachtet bleiben. So finden sich bei Verbrauchs- und Hilfsmaterial, sonstigem Tierhaltungsaufwand, Instandhaltung Gebäude etc. sehr wohl Möglichkeiten, die Kosten durch bewusstes Hinterfragen zu reduzieren. Besonderes Augenmerk verdienen sogenannte "versteckte“ Kosten im betrieblichen und privaten Bereich. Mitgliedsbeiträge, Zeitschriften und Abbuchungsaufträge sollten ebenso wie Lebensversicherungen und sonstige Vorsorgeausgaben von Zeit zu Zeit überprüft und kostenbewusst hinterfragt werden.
Arbeitskreis Unternehmensführung
Mit dem Arbeitskreis Unternehmensführung haben Sie die Möglichkeit, Ihre Unternehmerkompetenz Schritt für Schritt auszubauen. Die Eckpunkte beim Arbeitskreis Unternehmensführung sind:
- Rund vier Arbeitskreistreffen pro Jahr
- Eine Hofberatung pro Jahr (Stärken/Schwächenanalyse)
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- Start zu Jahresbeginn