Kartoffelfungizide: Was gibt es Neues in dieser Saison?
Bestände von Anfang an gesund halten
Für die Regulierung der Krautfäule sollten am Beginn der Spritzfolge systemische Fungizide eingesetzt werden. Der Vorteil dieser Produkte liegt darin, dass sie sich in der gesamten Pflanze mit dem Saftstrom verteilen und so den Krankheitsausbruch von latent mit Phytophtora infizierten Mutterknollen verhindern können. Von einer latenten Infektion spricht man in diesem Fall dann, wenn die Mutterknollen zwar infiziert sind, jedoch noch keine Symptome zu sehen sind. Erste Symptome einer solchen Infektion sind meist am Stängel in Bodennähe zu beobachten. Eine hohe Bodenfeuchtigkeit fördert diesen Primärbefall.
Neuzuwachs der Bestände schützen
Systemische Produkte schützen weiters auch den Neuzuwachs der Bestände. Starker Neuzuwachs der Blätter kann jedoch zu einem Verdünnungseffekt des Wirkstoffes in der Pflanze führen. Daher sind die Spritzabstände immer je nach Bestandesentwicklung und Krautfäuledruck anzupassen. Die Produkte Ridomil Gold MZ (enthält Mancozeb), Infinito, Axidor und das neue Zorvec Endavia empfehlen sich durch ihre systemische Wirkung für den Spritzstart.
Mancozeb fällt weg
Sämtliche Produkte mit dem Wirkstoff Mancozeb dürfen nur mehr in der heurigen Saison verwendet werden – die Aufbrauchsfrist für diese Mittel endet am 4. Jänner 2022.
Damit fallen nicht nur etliche Produkte ab dem kommenden Jahr weg, sondern mit Mancozeb geht auch ein wichtiger Baustein im Resistenzmanagement verloren.
Einen Befall rechtzeitig stoppen
Lokalsystemische Präparate können bereits beginnenden Befall stoppen. Der Einsatz wird vor allem dann empfohlen, wenn während der Hauptwachstumsphase hoher Infektionsdruck herrscht. Hohes Infektionsrisiko mit Phytophtora besteht bei Temperaturen zwischen zehn und 25 °C und längerer Blattnässe. Bei Temperaturen von mehr als 22 °C und einem Wechsel von Feucht- und Trockenperioden ist wiederum das Risiko einer Alternaria-Infektion hoch.
Präparate mit heilender Wirkung
Durch lokalsystemische Mittel kann der Neuzuwachs nicht geschützt werden. Diese Wirkstoffe werden in der Pflanze von Zelle zu Zelle und von der Blattoberseite zur Blattunterseite transportiert, jedoch nicht systemisch in der ganzen Pflanze verteilt. Die Präparate haben jedoch auch eine heilende Wirkung. Das heißt, noch frühe Infektionen kann man damit stoppen.
Mittel im Überblick
Areva MZ (enthält Mancozeb), Banjo Forte, Revus, Revus Top, Carial flex, Tanos, Kunshi, Kupfer Fusilan WG, Copforce Extra, Reboot und das neue Presidium besitzen eine gute abstoppende Wirkung auf Krautfäule. Für eine ausreichende Wirkung gegen Alternaria brauchen die Mittel Banjo Forte, Carial flex, Kunshi und Revus einen entsprechenden Wirkungspartner.
Kontaktmittel nach der Hauptwachstumsphase
Herrscht nach der Hauptwachstumsphase noch höherer Infektionsdruck mit Krautfäule, sind Kontaktfungizide das Mittel der Wahl. Diese töten die Krautfäule-Sporen durch den Spritzbelag auf den Blättern ab. Sie wirken jedoch nicht gegen Erreger, die bereits in die Pflanzen eingedrungen sind. Deshalb muss man beim Ausbringen auf eine gute Benetzung des gesamten Bestandes achten.
Niederschlagsarme und regenreiche Regionen unterscheiden
Produkte wie Carneol, Winner, Zignal und Ranman Top besitzen eine bessere Regenfestigkeit, da sie sehr stark in die Wachsschicht der Blätter eingelagert werden. Präparate wie Dithane NeoTec, Penncozeb (enthalten Mancozeb) und Polyram WG sowie Kupfermittel wie Cuprofor flow, Copac Flow, CupraVIT, Cuprozin progress und Funguran progress sind besser für niederschlagsärmere Regionen mit geringerem Infektionsdruck geeignet.
Lager aufbrauchen und wirtschaftlich einkaufen
Wie bei allen Pflanzenschutzmitteln, deren Aufbrauchsfrist endet, gilt es heuer auch bei Mancozeb-Produkten die Lagerbestände so gut es geht aufzubrauchen. Beim Neukauf sollte man nur so viel einkaufen, wie man in der heurigen Saison tatsächlich verwenden kann. Sobald die Aufbrauchsfrist verstrichen ist, darf man betroffene Produkte am Betrieb auch nicht mehr lagern. Restmengen sind beim Landesproduktenhändler oder der Problemstoffsammlung alsbald zu entsorgen.
Spritzstrategie für die ganze Saison
Wann welches Produkt zum Einsatz kommen soll, hängt auch stark von der vorherrschenden Witterung und damit vom Infektionsdruck ab. Bei höherem Risiko für den Befall mit Stängelphytophtora nach Staunässe kann man noch vor dem Reihenschluss systemische oder lokalsystemische Präparate einsetzen.
Was schützt bei unbeständigem Wetter?
Lokalsystemische Produkte schützen auch bei unbeständigem Wetter die Bestände bei den Folgebehandlungen. Ist der Befall bereits sichtbar, sollte zusätzlich zum lokalsystemischen Präparat ein sporenabtötendes Kontaktfungizid ausgebracht werden. Nach Unwetterereignissen mit Hagel ist eine solche Mischung empfehlenswert – vor allem dann, wenn in der näheren Umgebung bereits Phytophtora auftritt.
Sporenabtötendes Kontaktfungizid bei Abschlussbehandlung nutzen
Die Abschlussbehandlung sollte dann ebenfalls mit einem sporenabtötenden Kontaktfungizid erfolgen. Dadurch soll auch der Sporeneintrag in den Boden reduziert werden, was wiederum die Gefahr der Knolleninfektion im Zuge der Rodearbeiten verringert. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit von Braunfäule im Lager beziehungsweise die latente Infektion von Pflanzgut.
Bei Infektionswetter Spritzung wiederholen
Herrscht Infektionswetter für Krautfäule vor, ist es wichtig, die Spritzungen nach einigen Tagen zu wiederholen. Dabei ist in jedem Fall auf die Zulassung der Produkte zu achten. Für die Produkte ist ein zeitlicher Abstand für die nächste Folgebehandlung definiert, der unbedingt eingehalten werden muss.
Wirkstoffkombi gegen Phytophtora/Alternaria
Neben den Behandlungen gegen Phytophtora darf bei den Fungizidbehandlungen nicht auf Alternaria vergessen werden. Bereits nach kurzen Staunässeperioden und anschließender warmer, trockener Witterung herrschen für den Auslöser der Dürrfleckenkrankheit gute Infektionsbedingungen. Ziel sollte es immer sein, die oberen Blätter vom Spritzstart weg bis hin zur Abreife gegen die Alternaria zu schützen. Eine Tankmischung mit Spezialprodukten gegen Alternaria ist daher empfehlenswert.
Dürrfleckenkrankheit: Was tun bei Beständen mit erhöhtem Risiko
Ein höheres Risiko für die Dürrfleckenkrankheit herrscht in beregneten Beständen beziehungsweise in niederschlagsreicheren Regionen sowie in Beständen mit mittleren oder spätreifenden Sorten. Der erste Einsatz von Alternaria-Spezialpräparaten kann bereits sieben bis acht Wochen nach dem Feldaufgang erfolgen. Bei guten Infektionsbedingungen für Alternaria hat sich der Einsatz von Tankmischen gegen Phytophtora und Alternaria bei der dritten oder vierten Krautfäulebehandlung bewährt. Spätreifende Sorten brauchen meist noch eine weitere Behandlung in der ersten Augusthälfte.
Präparate gegen Alternaria
Ortiva, Tazer 250 SC, Zaftra AZT 250 SC, Signum, Narita und Dagonis besitzen eine gute Wirkung gegen Alternaria. Zu beachten ist jedoch, dass diese Spezialpräparate nur eine geringe oder gar keine Wirkung gegen Phytophtora haben und daher unbedingt in entsprechenden Tankmischungen mit Präparaten gegen den Krautfäulepilz eingesetzt werden sollten. Gleiches gilt auch für die Produkte gegen Phytophtora – nicht alle Produkte haben auch eine Zusatzwirkung gegen Alternaria, achten Sie daher auf die Produktinformationen.
Achten auf Resistenzmanagement
Auf gutes Resistenzmanagement sollte - auch im Eigeninteresse -sehr großer Wert gelegt werden. Langfristig kann jeder dazu beitragen, die Wirksamkeit der Präparate zu erhalten. Wichtig ist es, dass nicht nur Produkte abwechselnd verwendet werden, sondern auch die FRAC-Codes.
Selber Wirkungsmechanismus maximal zweimal in Folge anwenden
Jedes Fungizid ist mit einem solchen FRAC-Code gekennzeichnet - die gleiche Kennzeichnung weist auf den gleichen Wirkungsmechanismus hin. Grundsätzlich gilt für alle Präparate, dass der gleiche Wirkungsmechanismus nur maximal zweimal in Folge zur Anwendung kommen soll.
Expertentipp für gutes Resistenzmanagement
Systemische Produkte sollten nur am Beginn der Spritzfolge zum Einsatz kommen. Kontaktpräparate mit den Wirkstoffen Mancozeb und Metiram sowie Kupfer-Präparate haben ein geringeres Risiko für die Ausbildung von Resistenzen.
Mancozebhältige Produkte dürfen jedoch nur mehr im heurigen Jahr verwendet werden. Kontaktmittel mit anderen Wirkstoffen haben ein mittleres bis hohes Resistenzrisiko. Das Spritzintervall sollte – neben den erlaubten Zulassungsauflagen – an den Infektionsdruck angepasst werden, gleiches gilt für die Fungizidauswahl.
Entscheidungshilfe für den Fungizideinsatz
Der LK Warndienst unter warndienst.at ist ein kostenloses Service, bei dem Prognosen für den Befall mit Phytophtora sowie ein Monitoring für Alternaria und Phytophtora angeboten werden. Weiters steht ein Fungizid-Abstandsrechner zur Verfügung. Diese Angebote sollen Ihnen dabei helfen, den Befall in Ihrer Region besser abschätzen zu können und dadurch den Fungizideinsatz effizienter durchzuführen.