Wir haben die pneumatische Drillkombination von Pöttinger zusammen mit einem John Deere 6155 R bei der Aussaat von Begrünung und Raps eingesetzt und sie hinsichtlich Arbeitsqualität, praktischer Handhabung und digitaler Möglichkeiten unter die Lupe genommen. Fazit: Insgesamt kann sich das Arbeitsergebnis sehen lassen.
Das Fazit des Praxistests
Die getestete Pöttinger Bestellkombination ist gut durchdacht und punktet mit praktischem Handling und Bedienkomfort. Die Kombination der Kreiselegge mit Prismenpackerwalze und den Doppelscheibenscharen mit hohem möglichen Schardruck macht sie vielseitig einsetzbar, auch bei schwierigen Anbaubedingungen.
Durch ihr stattliches Gewicht sollte der Traktor keinesfalls zu klein ausfallen und schon eher in der Sechszylinderklasse liegen. Sowohl die Genauigkeit der Ablagetiefe als auch der gleichmäßige Feldaufgang haben uns überzeugt.
Die Ausbringgenauigkeit bei der Rapsaussaat könnte noch verbessert werden. Das IDS-System eröffnet viele digitale Möglichkeiten, wodurch die Maschine sehr flexibel eingesetzt werden kann und vor allem den überbetrieblichen Einsatzbereich erweitert.
Beim Test auf "herkömmliche" Drilltechnik konzentriert
Die Testmaschine war auch mit dem PCS-System ausgerüstet. PCS steht für „Precision Combi Seeding“ und bedeutet, dass man die Maschine auch zur Einzelkornsaat von Mais einsetzen kann. Dies macht sie flexibel einsetzbar und bietet für manche Betriebe und Lohnunternehmer eine interessante Alternative. In unserem Praxistest haben wir uns auf den Einsatz der "herkömmlichen“ Drilltechnik konzentriert.
Starke Kreiselegge mit zwölf Kreiseln
Die "Lion 303.12“ arbeitet mit zwölf Kreiseln auf einer Arbeitsbreite von drei Metern und sie wiegt in der Ausstattung mit einer Prismenpackerwalze 1.740 kg. Laut Hersteller kommen die zwölf Kreisel mit schwereren Bodenverhältnissen besser zurecht und arbeiten feiner im Vergleich zu zehn Kreiseln. Dies konnten wir beim Einsatz in Raps und Begrünung bei Mulchsaat vor allem auf lehmigen Standorten mehr als bestätigen.
Gutes Arbeitsbild aber aufgefangene Steine wird man schwer los
Auf "steinreichen“ Böden lässt sie aufgefangene Steine aber schwerer wieder los. Die zwölf Kreisel lieferten in Verbindung mit der streifenweisen Rückverfestigung der Prismenpackerwalze in der Saatreihe ein gutes Arbeitsbild. Zusammen mit der einfachen und wenig kraftaufwändigen Einstellmöglichkeit der hinteren Prallschiene über den bereitgestellten Hebel lässt sich die Arbeitsintensität auf unterschiedliche Bodenbedingungen gut anpassen.
Prallschiene muss nicht separat justiert werden
Gut gefallen hat uns auch, dass die Prallschiene am Walzenrahmen angebaut ist, wodurch bei der Verstellung der Arbeitstiefe die Prallschiene nicht separat nachjustiert werden muss. Die Abstreifer der Prismenpackerwalze hielten auch auf klebrigen Böden nach einer Regenperiode die Walze gut sauber. Sie lassen sich sowohl zentral über den Rahmen als auch einzeln verstellen.
Einfache Handhabung für Straßentransport und drei Abstandvarianten von Traktor zur Egge
Die federbelasteten Seitenbleche kann man für den Straßentransport einfach hochklappen und fixieren, um drei Meter Transportbreite einzuhalten. Die Unterlenkerlaschen können durch Seitenwechsel einfach von Kategorie 2 auf 3 und umgekehrt angepasst werden. Über drei Positionen lässt sich auch der Abstand von Traktor zu Kreiselegge verändern – Top!
Top ausgestattete Aufbaudrillmaschine
Die Testmaschine Aerosem 3002 ADD mit elektrischer Dosierung und dem intelligenten Verteilerkopf IDS (Intelligent Distribution System) bietet in ISOBUS Ausführung schon so ziemlich alles an Technik, was in der Liga der drei Meter breiten Anbausämaschinen möglich ist.
Sie ist auf der Packerwalze der Kreiselegge über zwei Koppelpunkte aufgebaut und lässt sich beidseitig über die Sicherungslaschen mit Bolzen in Verbindung mit den bereitgestellten Abstellstützen relativ einfach und schnell abbauen. Durch den Aufbau sitzt der Saatguttank weit vorne, was unserer Ansicht nach auch aufgrund des hohen Gewichtes der Säkombination von knapp 3.300 kg erforderlich ist.
Testtraktor lag an der Untergrenze
Unser Testtraktor John Deere 6155 R mit dem 600 kg Frontgewicht liegt an der Untergrenze, die man nicht unterschreiten sollte, um mit dieser Maschine sicher zu Fahren. Für die Begrünungs- und Rapsaussaat war der 1.250 Liter fassende, geteilte Saatguttank nur spärlich gefüllt. Bei mit Weizen vollgefülltem Tank wäre eine schwerere Frontballastierung erforderlich.
Plug und Play mit zwei Herstellern
Beim Test einer ISOBUS-Maschine eines Herstellers mit einem Traktor eines anderen Herstellers interessiert uns auch die Kompatibilität. Dazu haben wir nach dem Anbau der Drillkombi an den John Deere 6155 R das ISOBUS-Kabel angeschlossen und beobachtet, was passiert.
Nach einer kurzen Meldung am CommandCenter-Display des Traktors wurde die Benutzeroberfläche der Maschine problemlos ins Terminal geladen und angezeigt, sodass das bereitgestellte Expert 75 Terminal der Aerosem für das Arbeiten mit der Maschine grundsätzlich nicht notwendig wäre. Hierzu gab es großes Lob vom Testteam - so stellt man sich das in der Praxis vor.
Benutzeroberfläche problemlos ins Terminal geladen
Da wir bei der Saat auch mit dem Autotrac-Lenksystem von John Deere gefahren sind, haben wir trotzdem das Pöttinger Terminal über den INCAB-Stecker mit dem Traktor verbunden. Somit hatten wir während der Arbeit sowohl das Arbeitsmenü der Sämaschine am Expert-Terminal als auch das Lenksystem am Traktorterminal im Blickfeld, da beides gleichzeitig auf dem Traktorterminal nicht möglich ist. Alternativ wäre bei John Deere auch ein zweiter Monitor für das GreenStar Terminal erhältlich.
Elektrische Dosierung einfach veränderbar
Als ISOBUS-Ausführung ist die Aerosem mit elektrischer Dosierung ausgestattet. Das Geschwindigkeitssignal erhält die Dosierung entweder von dem am Heck angebrachten Radarsensor oder über ISOBUS vom Traktor.
Auch das Signal für den Start und Stopp der Dosierung am Vorgewende und für die Fahrgassenschaltung kommt von dem linksseitig montierten Sensorrad oder über ISOBUS von der Traktorhydraulik. Wir hatten bei unserem Test für beides das Signal vom Traktor gewählt, was auch reibungslos funktionierte. Um ein großes Fruchtartenspektrum abzudecken, bietet Pöttinger eine breite Auswahl an Dosierrädern an. Das Dosierrad lässt sich einfach werkzeuglos wechseln, bei vorheriger Betätigung des Absperrschiebers sogar bei vollem Saatguttank. Dies hat uns im Einsatz gut gefallen!
Was die elektrische Dosierung bringt
Die elektrische Dosierung bietet den Vorteil, dass man die Dosierung während der Fahrt über zwei gut erreichbare Funktionstasten am Expert-Terminal verändern kann. Die Prozentschritte lassen sich in den Grundeinstellungen verändern.
Wir nutzten die Anpassungsmöglichkeit in 5%-Schritten für die Rapsaussaat, um auf Lehmstellen die Aussaatmengen für ein gleichmäßigeres Auflaufen zu erhöhen. Die Testmaschine bot auch die Möglichkeit der variablen Ausbringung nach einer vorher erstellten Applikationskarte. Leider konnten wir im Vorjahr dies nicht ausprobieren.
Einfache Einstellung & schnelle Abdrehprobe
Die Einstellung der Maschine auf eine gewisse Fruchtart geht schnell und einfach. Besonders gut gefallen hat uns hier die im Terminal hinterlegte Saatgutbibliothek mit den gängigsten Fruchtarten. Es können auch eigens angelegte Fruchtarten abgespeichert werden. Durch Auswahl des Saatgutes erhält man eine Info zu den zugewiesenen Daten. Nach Eingabe der gewünschten Ausbringmenge in Kilogramm je Hektar und Kontrolle der empfohlenen Gebläsedrehzahl können unter "Dosierradvorschlag“ auch die empfohlenen Dosierräder ausgewählt werden.
Abdrehprobe ist dank Menüführung selbsterklärend
Anschließend richtiges Dosierrad einbauen, Bodenklappe gemäß Empfehlungen (Tabelle) einstellen, Saatgut einfüllen, Auffangwanne darunter und Abdrehklappe öffnen. Die Abdrehprobe ist mit Hilfe der Menüführung im Terminal selbsterklärend. Man bekommt Schritt für Schritt Hinweise mit tollen optischen Symbolen, um nichts zu vergessen inklusive der Vordosierung - top!
Halterung für Waage auf Maschine vermisst
Die Abdrehprobe kann vom Terminal aus oder per Taster an der Maschine gestartet werden. Die Auffangwanne wird über einen Schlitten per Seil seitlich herausgezogen. Anschließend wird mit der mitgelieferten Zugwaage die abgedrehte Menge ermittelt. Dabei haben wir eine Halterung zum Einhängen der Waage auf der Maschine vermisst. Mit einem am Geländer der Aufstiegsplattform montierten Kabelbinder lösten wir das Problem in der Praxis.
Abgedrehte Menge und tatsächliche Aussaatmenge
Die abgedrehte Menge stimmte bei der Aussaat von verschiedenen Begrünungsmischung sehr genau mit der tatsächlichen Aussaatmenge überein. Lediglich bei Rapssaat mussten wir über alle Testflächen hinweg eine Überdosierung von zirka zehn Prozent feststellen. Eine mögliche Erklärung ist, dass wir bei der Abdrehprobe bei Raps festgestellt haben, dass ein Teil der Körner aus der Auffangwanne herausgesprungen ist.
Druckvolles Doppelscheibenschar
Unsere Testversion war auf drei Meter Arbeitsbreite mit 24 Doppelscheibenscharen mit geschlossen Andruckrollen ausgeführt, bei einem Reihenabstand von 12,5 cm. Durch die Ausführung mit gleich langen Scharhebeln lastet auf jedem Schar der gleiche Druck, der sich bis auf ordentliche 50 kg einstellen lässt.
Mulchsaat auch bei schwierigen Bedingungen möglich
In Verbindung mit dem Scharschritt von 30 cm bietet dies beste Voraussetzungen für Mulchsaat, auch bei schwierigen Bedingungen. Selbst auf Flächen ohne Strohabfuhr und Mistgabe gab es keinerlei Probleme mit Verstopfen oder ungleichmäßiger Ablagetiefe bei der Begrünungsaussaat. Lob gab es auch für die zentrale Schardruckverstellung und die links- und rechtsseitige Einstellmöglichkeit der Ablagetiefe mit dem mitgelieferten Ratschenschlüssel. Dies reicht für die Aussaat von Raps und Getreide sicher aus. Bei der tieferen Ablage von zum Beispiel Ackerbohnen muss aber auch die Position der einzelnen Andruckrollen per Schraube verändert werden, was dann doch zeitaufwendig ist.
Andruckrollen auch bei klebrigen Verhältnissen sauber
Die einstellbaren Abstreifer der Andruckrollen halten diese auch bei klebrigen Verhältnissen gut sauber. Während des Testeinsatzes passierte es ein paar Mal, dass manche Abstreifer durch unbeabsichtigtes Draufsteigen bei den Einstellarbeiten auf die Rolle gedrückt wurden und diese anschließend blockierte - hier muss man aufpassen!
Insgesamt kann sich das Arbeitsergebnis sehen lassen. Über alle Testflächen und Bedingungen hinweg gab es großes Lob für den gleichmäßigen Feldaufgang. Auf Wunsch ist auch ein Saatstriegel erhältlich, der bei sehr feuchten Bedingungen unserer Meinung nach gut wäre.
Multitalent durch intelligente Verteilung
Der intelligente Verteilerkopf IDS als zentrales "Herzstück“ macht die Maschine zu einem richtigen Multitalent. Alle Auslässe lassen sich über ISOBUS steuern, wodurch man hinsichtlich Fahrgassenweiten, Spurbreiten, Sonderfahrgassenschaltung, Doppelfahrgassensystem oder auch Halbseitenabschaltung beliebig wählen kann. Davon konnten wir uns auch im Testeinsatz bei der Fahrgassenschaltung überzeugen.
Einfach Pflegebreite, Spurbreite und Anzahl der abgeschalteten Reihen je Fahrspur einstellen und los geht’s! Das System bietet auch die Möglichkeit, jede zweite Saatleitung zu schließen und auf 25 cm Reihenabstand zu säen, was für die Rapssaat eine interessante Alternative sein kann. Pöttinger führt bei abgeschalteten Auslässen das Saatgut zurück in den Luftstrom und passt automatisch die Dosierraddrehzahl an, um die Sägenauigkeit einzuhalten und Saatgut zu sparen.
Eine automatische GPS-Teilbreitenschaltung ist möglich
Die ISOBUS-Machine mit IDS bietet auch die Möglichkeit der automatischen GPS-Teilbreitenschaltung. Dabei werden im Verteilerkopf die Saatleitungen in drei Gruppen geschaltet, sodass sich drei Teilbreiten mit jeweils einem Meter ergeben. Gesteuert wurde die Section Control über ISOBUS vom Traktor in Verbindung mit dem John Deere SF 3 Korrektursignal. Dabei hatten wir die Bedeckungskarte auf dem GreenStar-Terminal gut im Blickfeld.
Teilbreitenschaltung mit Herausforderungen
Natürlich ist die automatische Teilbreitenschaltung bei pneumatischen Sämaschinen in Verbindung mit den langen Saatgutleitungen eine gewisse Herausforderung. In unserem Testeinsatz waren wir nach entsprechender Einstellung der Vordosierung mit der Schaltgenauigkeit am Vorgewende grundsätzlich zufrieden. Nur bei der Aussaat von Keilen im Feld ist uns aufgefallen, dass die Maschine nur die volle Arbeitsbreite geschalten hat, anstelle der Teilbreite von einem Meter.
Was uns sonst noch aufgefallen ist
Die Abdeckplane des Saatgutbehälters kann über den Verschluss gut gespannt werden. Damit wird verhindert, dass Staub in den Behälter gelangt.
Die visuelle Anzeige "Dosierrad aktiv oder nicht aktiv“ im Arbeitsmenü könnte etwas ansprechender gestaltet sein. Mit einem Blick zurück durch die Heckscheibe auf den Dosierradantrieb kann man als Fahrer aber sehr gut erkennen, ob das Dosierrad arbeitet oder nicht - eine praktikable Notlösung.
Bei der Rapsaussaat sollte die Gebläsedrehzahl 2.500 Umdrehungen nicht überschreiten, ansonsten kann es teilweise zum Ausblasen von Rapskörnern aus der Saatfurche kommen.
Der Füllstandssensor im Saatgutbehälter ist gut höhenverstellbar. Bei der Rapsaussaat kann man in unterster Sensorstellung und ertönender Leermeldung noch rund 0,5 Hektar säen.
Für das Gebläse muss die Ölpumpe des Traktors zirka 35 Liter pro Minute zur Verfügung stellen.
Die Ladeplattform ist hinsichtlich Platz und vor allem Sicherheit vorbildlich ausgeführt und über eine klappbare Leiter gut erreichbar - top!