Zeigerpflanzen im Wald: Was uns Waldmeister, Schneerose und Co. über den Standort verraten
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Mit Handy-Apps oder Bestimmungsbüchern lassen sich Pflanzen gut und rasch bestimmen. © Georg Pomaßl/LK Niederösterreich
Das gefleckte Lungenkraut kennzeichnet den Schattenkräuter-Typ, gemeinsam mit klebrigem Salbei, Waldlabkraut und Hahnenfuß. © Susanna Teufl/LK Niederösterreich
Waldmeister als Leit-Zeigerpflanze zeichnet wüchsige, gut nährstoff- und wasserversorgte und gut durchlüftete Böden aus. © Simon Feichter/LK Niederösterreich
Der Standort macht’s aus
Der Waldstandort ist für die Bewirtschaftung und die Ziele eines Bestandes ausschlaggebend. Als Grundlage für die Bestockung richtet sich alles nach dem sogenannten Standort. Der Standort setzt sich grob aus Nährstoff-, Wasser- und Wärmeversorgung zusammen. Dabei fühlen sich manche Baumarten auf einen bestimmten Standort wohl, für andere ist dieser ein Ausschlussgrund. Der Standort spielt somit für die Bewirtschaftung unserer Wälder eine zentrale Rolle. Um den Standort eines Waldbestandes zu ermitteln, können wir uns an den Zeigerpflanzen orientieren. Genau wie bei unseren Bäumen, bevorzugen diese bestimmte Standorte, mit dem großen Unterschied, dass Zeigerpflanzen meistens nicht künstlich auf unpassenden Standorten eingebracht worden sind. Dies ist der Grund, weshalb man durch die vorkommenden Zeigerpflanzen Nährstoff-, Wasser- und Wärmeversorgung bestimmen kann. Dabei gibt es unterschiedliche Zeigerpflanzen-Typen, die nach den Leit-Zeigerpflanzen benannt sind. Nachfolgend ein paar Beispiele:
Der Waldmeister-Sanikel-Typ
Wie der Name schon sagt, sind Waldmeister und Sanikel die Leit-Zeigerpflanzen. Aber auch Wald-Bingelkraut, Hasenlattich und Haselwurz gedeihen auf diesen Standorten. Dabei zeichnen diese Pflanzen wüchsige, gut nährstoff- und wasserversorgte und durchlüftete Böden aus. Solche Standorte kommen meist auf Kalkgestein vor. War der Fichtenanteil in der Vergangenheit hoch, kann auch Sauerklee als erster Säureanzeiger vorkommen. Meistens entstehen diese Standorte jedoch unter buchenreichen Beständen. Bei Kahlschlägen gedeiht hier üppiger Schlagbewuchs, weshalb eine Vorausverjüngung unter Schirm zu empfehlen ist.
Der Schattenkräuter-Typ
Wer klebrigen Salbei, Waldlabkraut, Hahnenfuß und Lungenkraut in seinem Wald vorfindet, kann sich glücklich schätzen. An diesen Standorten herrschen eine großartige Nährstoffversorgung, eine sehr gute Bodendurchlüftung und eine ideale Wasserversorgung. Diesen Typ findet man meist auf kalkarmen, aber nährstoffreichen Orten, wie zum Beispiel im Wienerwald. Auch hier sind große Kahlschläge zu vermeiden, da in kürzester Zeit ein beinahe undurchdringlicher Schlagbewuchs auftritt.
Der Sauerklee-Schattenblümchen-Typ
Kommen Sauerklee und Schattenblümchen vor, ist das ein erstes Anzeichen einer Versauerung des Oberbodens. Die Humusform ist bei solchen Standorten meist Moder, bei reinen Fichtenbeständen auch Rohhumus. Hier sollte bei der Bewirtschaftung vor allem auf die Erhöhung des Laubholzanteiles geachtet werden, um die Bodenqualität zu verbessern. Reine Nadelholzbestände sind nicht empfohlen. Der Boden ist hier allerdings noch locker, gut durchlüftet und frisch.
Der Heidelbeer-Astmoos-Drahtschmiele-Typ
Diese Zeigerpflanzen sind Anzeiger von kargen, nährstoffarmen Standorten. Der Nährstoffkreislauf (Verrottungsprozess) dauert vergleichsweise lange, die Bodenaktivität ist gering. Auch Arten wie Faulbaum und Adlerfarn sind auf diesen Zeigertyp zu finden. Um eine weitere Verschlechterung auf solchen Standorten zu vermeiden, ist das Augenmerk auf die Erhöhung von bodenverbessernden Laubbaumarten wie Rotbuche, Ahorn, Birke oder Erle zu legen. Beim Nadelholz sollte die Tanne beigemischt werden, da deren Nadelstreu besser abbaubar ist. Astmaterial sollte bei Nutzungen unbedingt im Bestand belassen werden.
Der Heidelbeer-Preiselbeer-Typ
Oft gemeinsam mit dem polsterbildenden Weißmoos und der Rentierflechte, zeigt vor allem die Preiselbeere einen waldbaulichen Extremstandort an. Diese Pflanzen findet man nämlich auf sehr trockenen und nährstoffarmen Standorten. Es herrscht nur noch wenig Bodenleben und der Humusanteil ist gering. Selbst die Heidelbeere stirbt an solchen Orten aufgrund der Trockenheit oft ab. Hier ist Forstwirtschaft nur mit wenigen Baumarten, wie Kiefer oder Eiche möglich. Astmaterial soll auch hier unbedingt im Bestand verbleiben.
Bestimmung der Pflanzenarten
Um die Zeigerpflanzen bestimmen zu können, kann ein klassisches Bestimmungsbuch verwendet oder sich geeignete Apps auf das Smartphone geladen werden. Diese erkennen mittels künstlicher Intelligenz und einem Handyfoto, um welche Pflanze es sich handelt. Meist findet man zusätzlich auch eine Beschreibung der Pflanze.