Effiziente Weidehaltung - an den richtigen Schrauben drehen
Das Weidegras verdient als Grundfuttermittel für Wiederkäuer große Aufmerksamkeit. Mit durchschnittlichen Energiedichten von 6,5 MJNEL (10,76 MJME) und Rohproteingehalten mit 20% und mehr lässt es gute Heu- und Silagequalitäten schnell hinter sich. Die Erklärung dafür liegt auf der Hand: Es ist das frühe Nutzungsstadium des Bestandes, in der fast ausschließlich Blattmasse "abgeerntet“ wird - und dies bei guter Weideführung bis in den Herbst hinein.
Neben dem Nutzungszeitpunkt nehmen in Hinblick auf die Produktivität der Weide noch andere Faktoren eine wichtige Rolle im Management ein: Witterung, Zusammensetzung des Pflanzenbestandes, Düngermanagement, Zufütterung im Stall und das Weidesystem. In einem effizienten Weidesystem sind die Anforderungen des Pflanzenbestandes mit den Bedürfnissen der Weidetiere bestmöglich abgestimmt. Dieser Artikel sollte mit Vorausschau auf das bereits nächste Weidejahr Anregungen schaffen, an den richtigen Schrauben zu drehen.
Anforderungen an den Weidepflanzenbestand
Saatgutmischungen für intensiv genutzte Weideflächen konzentrieren sich auf wenige Arten mit hoher Regenerationskraft und guter Triebbildung – hier allen voran das Wiesenrispengras, das Englische Raigras und der Weißklee. Unter passenden Standortbedingungen (gute Niederschlagsverteilung, ausreichende Nährstoffversorgung) sind diese drei Arten auf Dauerweiden zu fördern, sodass sie mehr als 2/3 des Bestandes ausmachen. Erfahrungen aus der Praxis bestätigen jedoch die langsame Jugendentwicklung der Wiesenrispe. Bei Neuansaaten von Weideflächen empfiehlt sich daher eine Vorsaat von 2 - 3 Wochen. Bei Übersaaten in lückige Bestände oder bei Umstellung von Schnitt- auf Weidenutzung kann es durchaus sinn-voll sein, die Wiesenrispe durch Zukauf geeigneter Einzelkomponenten (z.B. die Sorte Lato) am Beginn von begleitenden Übersaatmaßnahmen gezielt einzusetzen.
Weitere Arten als die oben Genannten sollten schließlich jene Standorte aufweisen, die regelmäßig von Trockenheiten geplagt sind bzw. über eine geringe Nährstoffversorgung verfügen. Hier sind es aber nicht nur Arten wie Timothe, Wiesenschwingel, Rotschwingel oder der Hornklee, die eine Beweidung auf solchen Standorten nachhaltig sichert. Die Wahl des richtigen Weidesystems spielt hier mitunter eine wichtige Rolle.
Bedürfnisse der Weidetiere - Rationsgestaltung
Dass in den letzten Jahrzehnten immer mehr Betriebe auf eine ganzjährige Stallfütterung umgestellt haben, hat nicht nur mit der gesteigerten Schlagkraft bei der Ernte zu tun. Eine qualitativ annähernd gleichbleibende Grundfutterration erleichtert die Ausgestaltung einer leistungsangepassten Ration. Und genau dasselbe gilt auch für die Weide: unabhängig vom Weidesystem sollte über die gesamte Weidedauer eine annähernd gleichbleibende Futterqualität sichergestellt werden. Am besten gelingt dies meist auf intensiven Standweiden (Kurzrasenweiden), auf denen bei angepasstem Viehbesatz der Weideaufwuchs am wenigsten schwankt. Aber auch bei der Koppel- (oder Umtriebsweide) und der Portionsweide können bei richtiger Umsetzung große Futterschwankungen verhindert werden.
Hinsichtlich der Ergänzung mit Kraftfutter muss bedacht werden, dass junges Weidefutter (hohe Blattanteile) viel schnell abbaubare Energie in Form von Zucker liefert. Mit Weidegang kann deshalb Kraftfutter (insbesondere die Eiweißkomponenten) eingespart werden. Bei höheren Weidefutteranteilen in der Ration müssen umgekehrt sogar höhere Kraftfuttergaben vermieden werden (Pansenübersäuerung). Langsam abbaubare Kraftfutterkomponenten (z.B. Körnermais, Kleie, Rübenschnitte) eignen sich hier besonders in der Ergänzungsfütterung.
Die folgenden Kurzportraits der einzelnen Weidesysteme liefern Tipps für eine erfolgreiche Umsetzung:
Kurzrasenweide
Bei der Kurzrasenweide steht die zugeteilte Weidefläche den Tieren ständig zur Verfügung. Eine Unterteilung in 3 - 4 Koppeln ist möglich (bzw. bei nicht zusammenhängenden Flächen auch notwendig), wobei die Ruhezeiten auf den einzelnen Flächen nicht länger als eine Woche dauern sollte. Tipps:
Kurzrasenweide
Bei der Kurzrasenweide steht die zugeteilte Weidefläche den Tieren ständig zur Verfügung. Eine Unterteilung in 3 - 4 Koppeln ist möglich (bzw. bei nicht zusammenhängenden Flächen auch notwendig), wobei die Ruhezeiten auf den einzelnen Flächen nicht länger als eine Woche dauern sollte. Tipps:
- die zugeteilte Fläche stellt sicher, dass die Weidetiere im Tagesschnitt so viel auf der Fläche fressen, als auch nachwächst (= optimaler Flächenbesatz). Überprüft wird dies am einfachsten infolge einer wöchentlichen Aufwuchshöhenmessung (Zollstabmethode mit gelochtem Deckel)
- die durchschnittliche Aufwuchshöhe sollte zwischen 5 bis max. 7 cm liegen
- am besten eignen sich homogene, ebene und quadratisch bis rechteckige Flächen. Kommt es bei hügeligen oder ungünstigen Geländeformen zu einem ungleichmäßigen Fressverhalten auf der Fläche, kann eine Unterteilung in 2 - 4 Koppeln hilfreich sein
- intensiv genutzte Kurzrasenweiden eignen sich besonders für Ganztags- bis Halbtagsweiden (Tiere haben genügend Zeit zur Futteraufnahme auf der Weide)
Koppelweise
Bei diesem Weidesystem ist die Weidefläche in mehrere Koppeln unterteilt. Die einzelnen Koppelgrößen richten sich nach der Herdengröße und der Bestoßzeit. Tipps:
- die Bestoßzeit einer einzelnen Koppel sollte 2 – max. 5 Tage betragen. Andernfalls entstehen durch das Zertrampeln von Weidefutter zu viel Weidereste.
- auf Milchviehbetrieben kann nach den Milchkühen das Jungvieh in die Koppeln noch nachgetrieben werden. So steht für die Milchkühe das beste Futter zur Verfügung. Das Jungvieh frisst anschließend die Futterreste noch nach
- Neueintrieb in die Koppeln bei 10 bis 15 cm Aufwuchshöhe
- gut ausgedachtes Triebwegsystem als Voraussetzung für eine effektive Koppelweide
- Koppelweiden eignen sich gut für Stundenweiden
Portionsweide
In der Eltern- bzw. Großelterngeneration gibt es auf den Betrieben meist noch Erfahrungen mit diesem Weidesystem, bei dem den Tieren täglich eine frische Portion zugeteilt wird. Tipps:
- abgeweidete Flächen nach ein paar Tagen immer wieder wegzäunen
- Aufwuchshöhen von 15 - 20 cm sollten nicht überschritten werden. Hier nimmt die Futterqualität ab und die Futterverluste nehmen zu. Zu dieser Zeit sollten die weggezäunten Flächen wieder soweit nachgewachsen sein, dass sie wieder bestoßen werden können
- bei diesem Weidesystem ist speziell bei nasser Witterung auf den Bodenzustand zu achten, da hier keine so dichte Grasnarbe vorherrscht
- Portionsweiden eignen sich gut für höhere Einzeltierleistungen
Weidereste minimieren - was logisch klingt, ist oft sehr schwierig:
Eine effiziente Weidenutzung erfordert eine gute Ausnutzung des Graszuwachses möglichst ohne Verluste in Form von nicht abgefressenes oder eingetrampeltem Weidefutter. Klingt logisch. Nur spielen in der Praxis mehrere Faktoren zusammen, welche die Weideeffizienz maßgeblich beeinflussen können.
Einerseits ist es der Graszuwachs, der in Abhängigkeit der Witterung im Jahresverlauf starke Schwankungen hervorbringen kann. Diesbezüglich erfordert ein effizientes Weidemanagement oftmals ein rasches Handeln in der Anpassung der Flächenzuteilung (d.h. Wegstecken einer Fläche inkl. Heuwerbung für Kalbinnen oder Flächenerweiterung). Oftmals werden Schwankungen des Futterzuwachses auf der Weide aber auch durch die Zufütterung im Stall ausgeglichen.
Andererseits ist es aber genau die Ergänzungsfütterung im Stall, welche einen entscheidenden Einfluss auf das Fressverhalten auf der Weide nehmen kann. Wird mehrmals am Tag Futter im Stall vorgelegt (z.B. bei Melkroboterbetrieb oder bei hohen Einzeltierleitungen), brauchen Kühe einen Anreiz, um auf die Weide zu gehen - speziell im Sommer. Dieser Anreiz kann geschaffen werden, indem z.B. auch auf der Weide in regelmäßigen Abständen frisches Weidefutter zugeteilt wird (siehe Koppel- oder Portionsweide). Aber auch das Angebot von ausreichend frischem Wasser begünstigt den Aufenthalt auf der Weide.
Einerseits ist es der Graszuwachs, der in Abhängigkeit der Witterung im Jahresverlauf starke Schwankungen hervorbringen kann. Diesbezüglich erfordert ein effizientes Weidemanagement oftmals ein rasches Handeln in der Anpassung der Flächenzuteilung (d.h. Wegstecken einer Fläche inkl. Heuwerbung für Kalbinnen oder Flächenerweiterung). Oftmals werden Schwankungen des Futterzuwachses auf der Weide aber auch durch die Zufütterung im Stall ausgeglichen.
Andererseits ist es aber genau die Ergänzungsfütterung im Stall, welche einen entscheidenden Einfluss auf das Fressverhalten auf der Weide nehmen kann. Wird mehrmals am Tag Futter im Stall vorgelegt (z.B. bei Melkroboterbetrieb oder bei hohen Einzeltierleitungen), brauchen Kühe einen Anreiz, um auf die Weide zu gehen - speziell im Sommer. Dieser Anreiz kann geschaffen werden, indem z.B. auch auf der Weide in regelmäßigen Abständen frisches Weidefutter zugeteilt wird (siehe Koppel- oder Portionsweide). Aber auch das Angebot von ausreichend frischem Wasser begünstigt den Aufenthalt auf der Weide.
Dort, wo richtig umgesetzt, kann die Weide viele Vorteile bringen - unabhängig vom Betriebssystem.