Denkanstöße zu Nachsaaten
Das und die vergangenen Jahre mit den trockenen Sommern, sowie der heiße Sommer 2018 haben zahlreiche Grünlandbestände in Mitleidenschaft gezogen.
Leider ist es so, dass Gräser von der Trockenheit stärker geschädigt werden als andere Grünlandpflanzen. Über die Jahre werden die Bestände kräuterreicher. Vor allem Schafgarbe oder Wiesenlabkraut fallen mittlerweile auf.
Zu viele Kräuter im Bestand verringern den Ertrag, sie erschweren die Konservierung und verringern die Futterqualität.
Um die Bestände wieder ausgewogener zu gestalten werden Nachsaaten mehr und mehr ein Thema, und das nicht nur bei Betrieben mit einer hohen Schnitthäufigkeit!
Bei Nachsaaten ist neben dem Wann und Wie, auch die Frage was nachgesät werden soll von zentraler Bedeutung.
Entscheidungskriterien bei Nachsaatmischungen sind die Lage der Flächen und die Art der Tierhaltung und somit die Anforderungen an das Grundfutter.
Wichtigste Gräser in den heimischen Futterwiesen und daher in jeder Nachsaat enthalten sind das Knaulgras und das Englische Raygras.
Englisches Raygras ist ein Gras für Gunstlagen und eine häufige Nutzung. Dort kann es sein Stärken ausspielen. Für Betriebe mit raygrasdominanten Beständen wird zunehmend die Sortenfrage interessant. Gräsersorten unterscheiden sich im Ertrag, in der Reife, der Winterhärte, der Standfestigkeit und der Widerstandskraft gegenüber Pilzkrankheiten.
In inneralpinen Lagen mit (noch) schneereichen Wintern, schlecht wasserhaltenden Böden und heißen, windigen Frühsommern und Sommern ist das Englische Raygras als Leitgras weniger geeignet. Da in solchen Gebieten die Schnitthäufigkeit oft bei dreimal liegt passen auch Horstgräser wie das Knaulgras oder der Wiesenschwingel gut in die Bestände. Raygräser beginnen bei Trockenheit rasch mit dem Rispenschieben und stellen das Blattwachstum ein. Als passenderes Untergras sollte, statt dem Englischen Raygras verstärkt auf die Wiesenrispe gesetzt werden.
Die Wiesenrispe mit ihrem sehr feinen Saatgut ist allerdings sehr schwer zu etablieren. Das Tausend-Korn-Gewicht (TKG) der Wiesenrispe beträgt 0,2 bis 0,4 g. IM Vergleich: Beim Knaulgras ist das TKG 0,8 bis 1,2 g, beim Englischen Raygras 1,4 bis 4,5 g.
Je kleiner das Samenkorn umso geringer ist die Ablagetiefe. Bei Saatgut mit Wiesenrispe darf daher keinesfalls zu tief gesät werden. Es kann sogar nur oberflächlich ausgestreut werden. Wichtig ist dann das Anwalzen, um einen Bodenschluss zu erreichen.
Viehschwache Biobetriebe oder Betriebe mit der Maßnahme „Einschränkung ertragssteigernder Betriebsmittel“ haben oft zu wenig Wirtschaftsdünger um alle Grünlandflächen ausreichend mit Stickstoff versorgen zu können. Nachsaaten die Rotklee enthalten, helfen hier diesen Mangel auszugleichen.
Für Betriebe die ausreichend Gülle zur Verfügung haben, brauchen Bestände mit leistungsfähigen Grasarten, die diesen Stickstoff gut verwerten und in Ertrag und Futterqualität umsetzen können.
Sehr hilfreich für die Wahl von Nachsaatmischungen ist es, sich mit den Gräsern und deren Eigenschaften vertraut zu machen. Wer seine Gräserkenntnis auffrischen will, zieht am besten den "Bestimmungsschlüssel für Grünlandpflanzen“ zu Rate. Dieses Buch enthält 157 Grünlandpflanzen und eine gute Beschreibung der wichtigsten Gräser. Es ist im Buchhandel erhältlich.
Details: Autor: Prof. Ing. Anton Deutsch; Verlag: Österreichischer Agrarverlag; ISBN: 978-7040-2236-3
Details: Autor: Prof. Ing. Anton Deutsch; Verlag: Österreichischer Agrarverlag; ISBN: 978-7040-2236-3