Landwirtschaftsminister Totschnig mit Versorgungssicherheitstour in Wien
Um mit Bäuerinnen und Bauern über aktuelle Herausforderungen und die Chancen der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2023 zu sprechen, macht Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig eine „Versorgungssicherheitstour“ durch ganz Österreich. Am 9. November 2022 war er dazu in Wien unterwegs. Im Rahmen der Tour lud der Minister gemeinsam mit Stadtrat Jürgen Czernohorszky und LK-Präsident Franz Windisch zu einem Pressegespräch. Thema: Maßnahmen auf Bundes- und Landesebene zur Absicherung der bäuerlichen Familienbetriebe in Wien – Versorgung der Bevölkerung mit regionalen Lebensmitteln.
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig
„Die Folgen der Corona-Pandemie, der Russische Angriffskrieg in der Ukraine, der Klimawandel – wir leben in einer Zeit multipler Krisen. Trotz dieser Herausforderungen versorgen uns unsere Bäuerinnen und Bauern verlässlich mit regionalen Lebensmitteln. Damit unsere heimische Landwirtschaft auch in Zukunft krisenfest und die Lebensmittelversorgung gewährleistet ist, ist Planungssicherheit entscheidend. Diese Planungssicherheit liefert die neue Gemeinsame Agrarpolitik ab 2023. Viele Bäuerinnen und Bauern fragen sich, welche Änderungen die GAP mit sich bringt. Darum mache ich eine Versorgungssicherheitstour durch ganz Österreich. In Wien zeigt sich deutlich, dass unsere regionalen Produkte ein verbindendes Element zwischen Stadt und Land, wie auch zwischen Konsumenten und Produzenten sind. Die Wiener Stadtlandwirtschaft ist ein Musterbeispiel für Genuss, Nachhaltigkeit und Frische. Ich danke der Stadt Wien und der Landwirtschaftskammer Wien für die gute Zusammenarbeit und für Ihre Initiativen - wie die regionale und biologische Beschaffung von Lebensmitteln.“ „Um unsere bäuerlichen Familienbetriebe bestmöglich zu unterstützen und so die Versorgung der Bevölkerung mit regionalen Produkten zu gewährleisten, haben wir als Bundesregierung umfassende Entlastungspakete geschnürt. Dazu gehören u.a. 9 Mio. Euro für den geschützten Anbau, die für unsere Wiener Glashaus-Betriebe besonders wichtig sind und Ende September bereits ausgezahlt wurden. Außerdem erarbeiten wir derzeit einen 120 Mio. Euro Stromkostenzuschuss für die landwirtschaftliche Produktion.“
Entlastungspakete der Bundesregierung
- Ökosoziale Steuerreform
- 4 Milliarden Euro Entlastungspaket vom Frühjahr
- 28 Milliarden Euro Anti-Teuerungs-Paket u.a. mit:
- 500 Euro Klimabonus, bereits ausgezahlt
- Doppelte Familienhilfe im August, bereits ausgezahlt
Entlastungsmaßnahmen für die heimische Landwirtschaft:
- 110 Millionen Euro Versorgungssicherungspaket. Bauern erhalten heuer noch den Versorgungssicherungsbeitrag automatisch über die AMA ausgezahlt.
- 9 Millionen Euro für regionalen Obst- und Gemüseanbau in Glashäusern, wurde bereits Ende September überwiesen.
- 120 Millionen Euro Stromkostenzuschuss für landwirtschaftliche Betriebe. Temporäre Agrardieselvergütung, Rückvergütung CO2-Bepreisung
- Anhebung steuerlicher Pauschalierungsgrenzen
Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky
„Wien zählt weltweit zu den Städten mit der höchsten Lebensqualität. Mitentscheidend dafür ist ganz besonders auch das einzigartige Ausmaß an Grünraum, über das Wien verfügt. Ein wesentlicher Teil davon - fast 14 Prozent - wird von den Wiener Bäuerinnen und Bauern für die Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten in hervorragender Qualität und Vielfalt genutzt.“
„Bei vielen Produkten, vor allem bei Gemüse - Gurken, Salat, Paradeiser, etc. - aber auch bei Getreide und Wein kann die Wiener Landwirtschaft die Wiener Bevölkerung zu einem bedeutenden Maß selbst versorgen. Gerade die aktuelle, durch Ukrainekrieg verursachte Krise, verdeutlicht im Hinblick auf die Versorgungssicherheit die enorme Bedeutung einer regionalen, ökologisch ausgerichteten, qualitativ hochwertigen landwirtschaftlichen Produktion, wie wir sie in Wien haben und die wir als Stadt unterstützen.“
Agrarpolitische Schwerpunkte der Stadt Wien im Hinblick auf Versorgungssicherheit:
- Erhaltung der regionalen Produktion, wobei hier besonders der stetige Ausbau der Biolandwirtschaft im Fokus steht. Mittlerweile werden von rd. 50 Wiener Biobetrieben fast 35 Prozent der Wiener Landwirtschaftsfläche biologisch bewirtschaftet. Mit dem vor wenigen Monaten beschlossenen Wiener Bioaktionsprogramm 2022 + wird dieser Weg auch in den nächsten Jahren nachhaltig fortgesetzt werden. Einen Beitrag dazu leistet die Stadt Wien auch mit ihrer eigenen Biomarke „Wiener Gusto“, die im Frühjahr erfolgreich gestartet ist und deren Produktpalette laufend ausgebaut wird.
- Langfristige Sicherung der landwirtschaftlichen Produktionsflächen. Mit dem „Agrarstrukturellen Entwicklungsplan-AgSTEP“, in dem die „landwirtschaftlichen Vorranggebiete“ Wiens explizit ausgewiesen sind.
- Im Rahmen des Programms „Wien isst gut“ wird der Anteil an regional und biologisch erzeugten Produkten in den von der Stadt Wien betriebenen Einrichtungen (Kindergärten, Krankenhäusern, etc.) stetig ausgebaut und damit ein zusätzlicher Absatzmarkt für die in Wien erzeugten Lebensmittel geboten.
Nachhaltige Beschaffung der Stadt Wien bei Lebensmitteln
- Regionale Lebensmittel schützen die Umwelt durch kürzere Transportwege und die Wertschöpfung bleibt im Land.
- ÖkoKauf Wien gibt für täglich 100.000 Mahlzeiten in öffentlichen Einrichtungen der Stadt Wien unter anderem einen 30% Bioanteil, Biofreilandeier oder auch Richtlinien für den Einkauf von Fleisch vor.
Landwirtschaftskammer-Präsident Windisch
„Von Seiten unserer Stadtlandwirtschaft ist der erhöhten Umweltsensibilität der Wiener Bevölkerung bereits in der Vergangenheit stets Rechnung getragen worden. Mit dem neuen Umweltprogramm der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2023 und dem Bio-Aktionsprogramm des Landes Wien kann nun der bereits eingeschlagene Weg einer biodiversitätsfördernden Ökologisierung konsequent fortgesetzt werden. Herzlichen Dank an Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und Stadtrat Jürgen Czernohorszky für deren Unterstützung, dass unsere Betriebe auf diesem Zukunftsweg nicht alleine gelassen werden.“
Neue Gemeinsame Agrarpolitik – Zukunftsprogramm für unsere Bäuerinnen und Bauern
- In langen Verhandlungen ist es uns gelungen, aus einem Minus ein Plus zu machen. Ab 2023 stehen 1,8 Milliarden Euro pro Jahr für Österreichs Landwirtschaft zur Verfügung.
- Im September hat die Kommission unseren Strategieplan genehmigt. Damit gehört Österreich zu den ersten Ländern, die in Umsetzung gehen.
- Mit Anfang November startet die Antragstellung für die Bäuerinnen und Bauern. Die Landwirtschaftskammern beraten hier bereits intensiv.
Was bringt die neue GAP für Österreich?
- Sie unterstützt unsere bäuerlich geprägte Landwirtschaft bei der Produktion von nachhaltigen Lebensmitteln – ein wesentlicher Beitrag zur Versorgungssicherheit unserer Bevölkerung.
- Mit der Ausrichtung ab 2023 gehen, auch vor dem Hintergrund der Einbindung des Europäischen Green Deals, erhöhte Umwelt-, Tierwohl- und Klimaambitionen einher, deren Zielerreichung durch geeignete Unterstützungsmaßnahmen entsprechend abgegolten werden soll.
- Weiterhin Unterstützung in Form von Direktzahlungen.
- Das Agrarumweltprogramm ÖPUL wird auf insgesamt 574 Millionen Euro pro Jahr ausgebaut.
- Fokus auf Junglandwirtinnen und Junglandwirte bei der Hofübergabe.
- Nachhaltige Landwirtschaft wird weiter unterstützt – Klimaschutzmaßnahmen gewinnen weiter an Bedeutung, rund 52 Prozent der GAP-Mittel (inkl. Kofinanzierung) sind als klimabezogen programmiert.
Wiens Stadtlandwirtschaft auf einen Blick
- 707 land- und forstwirtschaftliche Betriebe. 178 dieser Betriebe sind Gartenbaubetriebe. Rund 110 Millionen Euro land- und forstwirtschaftlicher Produktionswert (davon rd. 105 Millionen aus der pflanzlichen Produktion)
- In Wien werden pro Jahr rund 73.000 Tonnen Frischgemüse von den Wiener GärtnerInnen produziert.
- 75% der Wiener Ackerflächen sind im Winter in Wien aktiv begrünt und sorgen zu dieser Jahreszeit für eine grüne Lunge in der Großstadt. Feldgemüse, Futtergetreide, Brotgetreide, Zuckerrüben sowie Öl- und Eiweißpflanzen werden angebaut.
- Kurze Transportwege und eine gentechnikfreie Produktion sowie umweltschonende Produktion mit Nützlingseinsatz sind die Eckpfeiler der Wiener Landwirtschaft.
- 31 % der landwirtschaftlichen Fläche in Wien wird biologisch bewirtschaftet.