Transfermulch - Boden- und Gewässerschutz neu gedacht
 
											Kulturen wie Mais, Sonnenblume, Kartoffeln oder Kraut können davon profitieren. Vor allem in Kulturen, mit langer Standdauer, wo Unkrautbekämpfung schwierig ist und auf nicht bewässerbaren Flächen bietet dieses System Vorteile.
										Wird Schnittgut nach dem Mähen abtransportiert, werden Photosyntheseleistung und Rhizobienaktivität angeregt. Die Stickstofffixierleistung der verbleibenden Pflanzen kann damit um 15 - 40% gesteigert werden. Aus Humussicht führt der Abtransport von Material zu keiner wesentlichen Verringerung, da der Großteil des organischen Kohlenstoffs und außerdem der stabilste Humus ohnehin über die Wurzeln ausgeschieden wird.
										Durch das Einsparen von Hackdurchgängen kann die Bodenruhe gefördert werden. Dadurch wird die Mineralisierung von Humus und Stickstoff verringert. Stattdessen bietet das verrottende Pflanzenmaterial eine anhaltende Nährstoffversorgung, selbst wenn der Bestand bereits zu hoch ist, um ihn zu überfahren.
										In kühl-feuchten Jahren kann die Transfermulchauflage zu einer verzögerten 
Stickstoffmineralisierung  und  einer  verminderten  Ernte  führen.  In  diesem  Fall  kann  eine 
leguminosenreiche  Begrünung  davor  helfen.  Bei  trockenen  Verhältnissen  wiederum können 
höhere Erträge erzielt werden.
										Transfermulch ist vor allem in Trockengebieten ein effizienter Wasserschutz, da die 
Verdunstung eingeschränkt wird. Vor allem im Frühsommer vor Reihenschluss spielt dies 
eine tragende Rolle. In einem Versuch konnte bei Ausbringung von Luzernegras in 
Sonnenblume zwischen Mai und Juni der Bodenwassergehalt um 1% erhöht werden, was 
umgerechnet 6 mm Niederschlag entspricht und im Trockengebiet nicht unerlässlich ist (Bio 
Forschung Austria, 2022).
										Eine dichte Mulchdecke kann im Hochsommer vor Überhitzung schützen, gleichzeitig jedoch 
im Frühjahr zu einer verzögerten Bodenerwärmung führen. Bei Süßkartoffel etwa konnte sich 
pflanzlicher Mulch nicht gegen dunkle Mulchfolie durchsetzen.
										Der  große  Vorteil  von  Transfermulch  liegt  im  flexiblen Ausbringzeitpunkt.  Solange  der 
Bestand  befahren  werden  kann,  kann  Material  auf  dem  Feld  ausgebracht  werden.  Je  nach 
Wärme, Feuchtigkeit, Bodenaktivität und C/N-Verhältnis der auszubringenden Pflanzen 
verrotten  diese  unterschiedlich  schnell.  Leguminosen  wie  Luzerne  oder  Rotklee  geben 
innerhalb einiger Wochen ihre Nährstoffe frei und der Mulch verrottet bis in den Herbst. Wird 
Grünschnittroggen  als  Mulchmaterial  verwendet  erfolgt  ein  sehr  langsamer  Abbau.  Durch 
das  hohe  C/N-Verhältnis  gleicht  die  Mulchschicht  eher  einer  Strohschicht  und  kann  auch 
durch  den  fehlenden  Stickstoff  nur  langsam  abgebaut  werden.  Mögliche  Stickstoffsperren 
sollten hier mitgedacht werden.
										Vor allem im Gemüsebau wird im Frühjahr auch auf Silage zurückgegriffen, wenn 
Frühkulturen gesetzt werden und noch kein frischer Mulch zur Verfügung steht. Gleichzeitig 
kann dadurch Material genutzt werden, das im Herbst keine Verwendung mehr finden würde. 
Silage bietet das Risiko von Gasschäden und sollte mit Vorsicht und erst nach Ausprobieren 
auf kleiner Fläche erfolgen.
										 
											Die Ernte des Transfermaterials erfolgt mit einem Feldhäcksler oder Mähwerk und 
Kurzschnittladewagen. Die Ausbringung erfolgt mittels Miststreuer, Ladewagen und 
Dosierwalzen oder Kompoststreuer. Im Gemüsebau können die Jungpflanzen anschließend 
mit einer Mulchpflanzmaschine gesetzt werden, die den Mulch aufschneidet und nach dem 
Setzen mit einer Walze wieder andrückt. Das gehäckselte Material soll maximal 10 - 15 cm 
Länge haben, wenn noch hineingepflanzt werden soll. Im Ackerbau wird das Material meist 
auf die Jungpflanzen ausgebracht. In Hackkulturen im Ackerbau können Mulchlängen von 2 - 15 cm eingesetzt werden. In großen Transfermulchsystemen wird beispielsweise ein 
großer Feldhäcksler verwendet, der direkt auf den Kompoststreuer bläst. Um eine 
Maschinenauslastung zu erreichen, können hierbei 2 - 3 Kompoststreuer gleichzeitig im 
Einsatz sein, die nach dem Beladen direkt auf der Nehmerfläche ausbringen
										 
											Durch die Verwendung von Transfermulch werden Nährstoffe aus Grünmasse ohne 
Umwege über Stall und Mist direkt auf dem Feld ausgebracht. So stellt er für viehlose 
Betriebe eine sinnvolle Verwertung von Grünland und sogar Naturschutzflächen als langsam 
verrottender Dünger dar. Der Düngezeitpunkt kann damit optimal gestaltet werden. Ist 
Düngung das primäre Ziel, kann das Material auch seicht eingearbeitet werden, um zügig zu 
verrotten. Diese Einarbeitung sollte an die Aktivität des Bodens angepasst werden, um lange 
 
 
Transfermulch im Acker- und Gemüsebau - Version 1 vom 04. April 2024 Seite 5 von 5 
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Zeiten von vergrabenem Pflanzenmaterial und Fäulnisprozesse zu vermeiden. Eine gute 
Möglichkeit dafür ist das Ausbringen auf die abgedroschenen Getreidestoppeln und 
anschließendes Verteilen mittels Heuwender. Vor allem Wiesen mit späterem 
Schnittzeitpunkt können so zeitlich optimal eingesetzt werden. Hier können beispielsweise 2 - 
3 ha Geberfläche (extensive Wiesen) auf 1 ha Nehmerfläche (Acker) ausgebracht werden. 
Im Vergleich kann es bei einmähdigen, intensiven Luzernegrasbeständen zu einem 
Verhältnis Geberfläche: Nehmerfläche von 1:1 kommen und für sehr dicke Mulchschichten 
kann ein Verhältnis von 5 - 9:1 benötigt werden.
										Unkräuter können unterdrückt werden, wenn die Mulchschicht etwa 10 - 12 cm 
beträgt. Das kann jedoch auch für das Durchdringen von frisch gelegten Kartoffeln zum 
Verhängnis werden, was ein Mittelmaß von maximal acht Zentimetern Dicke erfordert. Es 
kann außerdem eine Verminderung des Kartoffelkäferbefalls festgestellt werden. Ein weiterer 
Vorteil von Transfermulch im Kartoffelanbau ist ein geringerer Befall von Kraut- und 
Knollenfäule und ein verzögertes Absterben der Blattmasse um 6 - 9 Tage (S. Junge et al., 
2017). Kartoffeln profitieren von einer verbesserten Wasserversorgung und 
Beikrautunterdrückung. Ein Versuch in Kartoffeln ergab bei Transfermulcheinsatz eine stark 
erhöhte Anzahl an Regenwürmern gegenüber offenem Boden.
										Die Bodenbedeckung des Mulchs kann Starkregenereignisse gut abfangen, die 
Bodenstruktur schützen und ein langsames Versickern in den Boden ermöglichen. Vor allem 
in vieharmen Gegenden hält Transfermulch immer mehr Einzug, fördert das Bodenleben und 
ist ein wertvoller Dünger. Er bietet Landwirtinnen und Landwirten die Chance, neue 
klimatischen  Bedingungen  kreativ  zu  lösen  und  dabei  den  Boden-  und  Gewässerschutz 
vorne anzustellen.
										 
 
												 
												 
												