Gedanken zum Herbstanbau
Schwierige Bedingungen zur Ernte 2024
Der Spruch "ein nasses Jahr ist in Oberösterreich selten ein gutes Getreidejahr" hat sich heuer wieder bewahrheitet. Die, im Vergleich zum langjährigen Schnitt, fast dreifache Regenmenge letzten November und Dezember führte zu wassergesättigten Böden und anaeroben Verhältnissen. Über Wochen und Monate konnten sich die feinen Wurzelhärchen der frisch gesäten Getreidebestände kaum entwickeln. Es fehlte sprichwörtlich die Luft im Boden. Nach einer deutlichen Wärmephase im Februar und März, hat es auch im April und Juni wieder überdurchschnittlich viel geregnet und Pilzkrankheiten begünstigt. Das Ergebnis waren deutliche Ertragseinbußen von durchschnittlich 10 bis teilweise 15 Prozent und dies durch die Bank bei Wintergerste, Triticale, Roggen und Winterweizen. Die Hektolitergewichte waren durchwegs niedrig, das Protein wieder knapp, wenn auch über dem Vorjahr.
Der Deckungsbeitrag hat sich bei Weizen halbiert
Faktum ist, dass die Betriebskosten infolge der mit Beginn 2022 eingetretenen Ukrainekrise massiv gestiegen und seither nur teilweise wieder gefallen sind. So liegen die Düngerkosten nach wie vor 50 bis 100% über dem Vorkrisenniveau. Und ebenfalls Faktum ist, dass die Inflation seit Jänner 2019 und damit in den letzten fünf Jahren um 28,8% gestiegen ist. Hat der durchschnittliche Deckungsbeitrag bei Weizen vor der Krise (Ø 2017 bis 2021) 520 Euro betragen, so müsste er inflationsbereinigt heuer bei 670 Euro liegen. Der Deckungsbeitrag lag aber heuer bei einem 7,2 t Weizenertrag mit Mahlweizenqualität (Hl 78 kg, 12,0% Protein) bei 320 Euro und damit nur halb so hoch.
AMA Gütesiegel soll Speisegetreide eine Perspektive bringen
Ein großer Teil der Getreideproduktion wird in Oberösterreich über die Tierhaltung veredelt, aber rund 20% unserer Mahlweizen-, Roggen- und Dinkelflächen stehen bereits beim AMA Gütesiegel unter Vertrag. Im Spätherbst sollen erstmals Mehl, Brot und Gebäck in den Supermärkten und Bäckereien mit dem AMA Gütesiegel ausgezeichnet werden. Dabei werden dem Konsumenten 100% Herkunft aus Österreich und ein hohes Ausmaß an ÖPUL-Beteiligung garantiert. Ähnlich wie beim AMA Gütesiegel von Milch- und Fleischprodukten sollen in den nächsten Jahren Vermarktungsprogramme umgesetzt werden, die über die gesamte Wertschöpfungskette schrittweise einen finanziellen Mehrwert bringen. Damit besteht die Chance österreichischem Getreide, einem anonymen, international gehandeltem Rohstoff, über das AMA Gütesiegel ein Gesicht zu geben und es damit besser am Markt zu positionieren.
Solides Sortenspektrum steht für den Herbstanbau zur Verfügung
Die Berater der Abteilung Pflanzenbau arbeiten intensiv an einem pflanzenbaulichem Versuchswesen wo in enger Abstimmung mit den Saatgutfirmen zahlreiche Sortenversuche zu Winterweizen, Wintergerste usw. online über die Pflanzenbaulichen Versuchsberichte in www.ooe.lko.at abgerufen werden können. Diese Plattform ist bundesländerübergreifend, womit beispielweise Sortenversuchsergebnisse zu Roggen im Waldviertel ebenso ersichtlich sind. Unsere Pflanzenschutzversuche zeigen, dass die Fungizidmaßnahmen heuer in Wintergerste und Winterweizen wieder durchaus rentabel waren.
Wir wünschen damit ein interessantes Studium der aktuellen Schwerpunktnummer mit Beiträgen zu Sortenwahl, Anbau, Pflanzenschutz und Düngung und viel Erfolg beim Herbstanbau 2024.
Wir wünschen damit ein interessantes Studium der aktuellen Schwerpunktnummer mit Beiträgen zu Sortenwahl, Anbau, Pflanzenschutz und Düngung und viel Erfolg beim Herbstanbau 2024.