Klimawandel im Grünland - Stellschrauben für eine angepasste Bewirtschaftung
2023 brachte neue Temperaturrekorde
Das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus verzeichnete für 2023 um 1,48 Grad höhere Temperaturen als in der vorindustriellen Zeit. In Österreich war es das wärmste Jahr in der 256-jährigen Messgeschichte. 2023 war außerdem gekennzeichnet von sehr trockenen und auch sehr nassen Phasen. Immer öfter stehen im Jahresverlauf ungleichmäßig verteilte Niederschlagsereignisse in Kombination mit Starkregenereignissen heftigen Trockenperioden gegenüber.
Für die Bewirtschaftung von Grünland, das für eine gute Nutzbarkeit des Niederschlages auf ausreichend und vor allem gleichmäßig verteilte Regenereignisse angewiesen ist, eine durchaus problematische Entwicklung. Die Pflanzenbestände geraten zusehends unter Druck.
Konsequenzen auf mehreren Ebenen
Wasserdefizit ist für Pflanzen ein wesentlicher Stressfaktor. Grünlandpflanzen reagieren mit unterschiedlichen Strategien auf Trockenheit. Das Einrollen der Blätter, ein steilerer Blattwinkel oder die Notreife sind solche Maßnahmen. Der Wassermangel hat ein geringeres Wachstum zur Folge und in trockenheitsgestressten Beständen verschiebt sich das Verhältnis von Stängeln zu Blattmasse in Richtung des Stängelanteils - geringere Erträge und Futterqualitäten sind die Konsequenz.
Die häufiger werdenden Trockenperioden schlagen sich auch deutlich in der Zusammensetzung der Pflanzenbestände nieder. Im Gegensatz zu den meisten Gräsern verfügen die Kräuter über tiefer reichendere Wurzeln. Bei trockenen Bedingungen sind sie dadurch im Vorteil und können sich in den Beständen ausbreiten. Das hat wiederum Einfluss auf Ertrag und Futterqualität. Bei einer lang andauernden Trockenphase verliert der Oberboden jegliche Feuchtigkeit und die Gräser mitsamt Wurzeln vertrocknen. Schäden in der Grasnarbe und hohe Lückenanteile sind die Folge. Zudem ist offener Boden immer eine Quelle für erdige Futterverschmutzungen - dadurch leidet die Silierbarkeit des Ernteguts.
Stark einseitig, hauptsächlich aus Gräsern bestehende Pflanzenbestände - insbesondere auf trockenheitsgefährdeten Standorten - reagieren besonders empfindlich auf ausbleibende Niederschläge. In solchen Beständen fehlt es dann an Arten, die auch mit trockeneren Bedingungen zurechtkommen und den Ausfall der trockenheitsempfindlichen Arten kompensieren könnten.
Gegensteuern - aber wie?
Es gibt einige Bereiche in denen der Bewirtschafter oder die Bewirtschafterin Einfluss nehmen kann. Ganz klar muss aber gesagt werden, dass es im Dauergrünland keine schnellen Lösungen gibt. Konsequent und regelmäßig gesetzte Maßnahmen sind der Schlüssel zum Erfolg. Besonders in guten Grünlandjahren mit ausreichend Niederschlägen funktionieren sie am besten - leider ist in der Praxis oftmals in genau solchen Jahren die Bereitschaft zu handeln nicht sonderlich hoch.
Die rechtzeitige und vorausschauende Anpassung der eigenen Pflanzenbestände mittels Nachsaat an die zukünftigen, mit Sicherheit trockeneren Bedingungen, ist ganz wesentlich. Je nach Nutzungsintensität des Bestandes gibt es dabei gute Erfahrungen mit Knaulgras oder Glatthafer. Bei den Leguminosen für das Dauergrünland sind vor allem Rotklee und Hornklee jene Arten, die eine Trockenheitstoleranz aufweisen. Durch ihr tieferreichendes Wurzelsystem können diese Pflanzen Wasser in oberflächenferneren Bereichen aufschließen und auch in Trockenperioden eine Futtergrundlage sichern.
Auf den Boden nicht vergessen - auch unter der Grasnarbe gibt es Potenzial
Aufgrund der immer häufiger werdenden Trockenphasen und der ungleichmäßigeren Verteilung der Niederschläge, ist eine optimale Ausnutzung des vorhandenen Wassers entscheidend. Einerseits soll bei Niederschlagsereignissen das Wasser möglichst vollständig vom Boden aufgenommen und andererseits die Verdunstung minimiert werden. Ein locker gelagerter, nicht verdichteter Boden nimmt Wasser besonders effizient auf. Regenwürmer und dicke Pflanzenwurzeln sorgen zusätzlich für stabile Grobporen. Durch diese Poren kann Regenwasser aufgenommen werden und im Boden versickern. Wird der Boden verdichtet wirkt sich das negativ auf die Wasseraufnahmefähigkeit, die Durchwurzelbarkeit und auch den Pflanzenbestand aus.
Verdichtungen sollten daher möglichst vermieden werden, denn ein sorgsamer Umgang mit dem Grünlandboden macht sich bei der nächsten Trockenphase jedenfalls bezahlt.
Einfach, aber wirkungsvoll
Oft gepredigt, aber nicht immer beachtet werden ganz einfache Maßnahmen wie eine ausreichende Schnitthöhe und das Mähen mit scharfen Messern. Bei einer Schnitthöhe von rund 8 cm bleibt ausreichend Pflanzenmasse zurück und sorgt für eine Beschattung des Bodens. Dadurch werden Verdunstungsverluste minimiert. Zugleich treiben die Pflanzen rascher aus und sorgen für eine weitere Beschattung. Ein sauberer und glatter Schnitt durch eine scharfe Mähklinge sorgt für einen raschen Wiederaustrieb und begünstigt diesen Prozess zusätzlich.
Bewirtschaftung und Standort im Einklang
Das Klima und der vorhandene Boden am Standort haben großen Einfluss auf den Pflanzenbestand und damit auch auf die Bewirtschaftungsmöglichkeiten. Nicht jede Form der Bewirtschaftung ist überall möglich und sinnvoll. Schnittintensität, Nährstoffversorgung und Pflegemaßnahmen sollten immer auch auf den Standort abgestimmt sein. Das kann durchaus bedeuten, dass keine Maximalerträge erzielt werden - im Gegenzug aber bei trockenen Bedingungen stabile Erträge und damit eine abgesicherte Futtergrundlage.